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Sci-Fi / Fantasy Das Ferdoker Pergament

Voltan

Heldenhaft
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Florian Don-Schauen´s Roman zum Computerspiel „Drakensang – Am Fluss der Zeit“, ist eng mit dessen Handlung verknüpft, auch wenn es eine eigenständige Geschichte erzählt. Sie spielt in der gleichen Zeit (Drakensang – Am Fluss der Zeit spielt im Jahre 1008 BF, also mehr als 20 Jahre vor der aktuellen Zeitlinie) und zeigt eine parallele Geschichte zum Computerspiel bei der auch mehrere Protagonisten Drakensangs auftauchen.

Aufmachung:

Im Normfall braucht man bei einem Buch nicht viel Aufhebens um die Aufmachung zu machen. Es gibt ein Cover, eventuell eine Landkarte (besonders bei Fantasyromanen) und natürlich viel Text. Hier allerdings lohnt sich durchaus ein Blick. Denn „Das Ferdoker Pergament“ bietet weit mehr, als die üblichen Dinge, die man von Romanen gewohnt ist.
Schon auf der Umschlaginnenseite findet der Leser ein Bild des namensgebenden Pergaments. Hier kann man also den Text, aber auch das eigentliche Aussehen des in der Handlung sehr wichtigen Dokumentes studieren. In der Buchmitte findet man außerdem noch mehrere Farbbilder der wichtigsten Charaktere und auch die Karten der drei größten Städte, die im Roman vorkommen (Havena, Elenvina und Albenhus). Zum Abschluss kann man auf der letzen Seite noch eine Farbkarte der Umgebung sehen und darin auch die Reiseroute verfolgen. Dies alles ist sehr schön und stimmig aufgemacht und trägt wesentlich zur Atmosphäre bei.

Inhalt:

Doch das Wesentliche bei einem Roman bleibt nun mal der Inhalt.
In „Das Ferdoker Pergament“ geht es im Wesentlichen um den jungen Gwidion aus Havena. Dieser ist ein Diebeslehrling, der zur Bande der Meisterdiebin Mora gehört. Mora wiederum leistet sich schon seit längerem ein Wettstreit mit dem berüchtigten Cuano um den phexischen Titel „Diebeskönig“. Und so kommt es, dass die Bande in den Fürstenpalast einbricht, WÄHREND der Kaiser zu Besuch ist, um ein gewisses Pergament zu stehlen. Und genau damit beginnen die Probleme und Gwidion stürzt in ein Komplott um Verrat und Mord, dessen genauer Hintergrund sich ihm (und auch dem Leser) vorerst völlig entzieht.
Gleichzeitig wird die Magierin von Sperberling und ihr Diener Tugol von der KGIA beauftragt, einen merkwürdigen Giftmord aufzuklären und auch die junge Hesindegeweihte Swanja gerät durch einen zufälligen Kontakt mit Gwidion in das Netz der Intrigen.

Aus diesen unterschiedlichen Protagonisten spinnt Florian Don-Schauen ein flottes Intrigenspiel mit durchaus interessanten Ideen und Charakteren. Don-Schauen nimmt sich hierbei recht viel Zeit, die Motive und Hintergründe seiner Protagonisten vorzustellen. Er gibt ihnen mehr Tiefe, als man dies von anderen DSA-Romanen kennt. Alleine Tugol, der Diener der KGIA-Magierin, avancierte bei mir sehr schnell zu meinem Lieblingscharakter. Aber auch Gwidion und die Hesindegeweihte Swanja überzeugen durch glaubhafte Darstellung und schönem Hintergrund.

Die Geschichte bleibt dabei eher der Tradition eines Detektivromans treu und lässt nur selten Kämpfe zu. Fast meint man sogar eine Art „Da Vinci Code“ für DSA-Fan´s zu schmökern. Hasten doch auch hier die Charaktere von einem Fingerzeig zum nächsten, ohne dass ihnen, oder dem Leser, der wahre Hintergrund offenbart wird. Insbesondere das im Buch abgedruckte Pergament sollte man immer im Auge behalten. Hier hat sich Don-Schauen etwas wirklich schönes einfallen lassen.

So gut die Hauptcharaktere dargestellt werden, so unscheinbar und austauschbar sind dagegen die Gegner geworden. Der Autor geht nur wenig auf sie ein, lässt sie im Hintergrund gelegentlich auftauchen und verspielt leider damit die Gelegenheit, wirklich glaubhafte und gefährlich wirkende Bösewichte zu präsentieren.
Dies stellt wohl auch das größte Manko des Romans dar. Hätte sich Don-Schauen etwas mehr Zeit für seine Bösewichter gegeben, sie eventuell bei ihren Morden zu Beginn des Romans beschrieben, hätte dass der Geschichte sicherlich sehr gut getan. So aber bleiben die Gegner gesichtslose und eindimensionale Gestalten, die dem Leser nicht wirklich nahe gehen. Schade.

Trotzdem bleibt „Das Ferdoker Pergament“ sicherlich eines der besseren DSA-Romane der letzten Zeit. Insbesondere die Beschreibungen der Städte, ganz besonders von Havena, lassen den Leser sehr schön in die Geschichte eintauchen. In kaum einem DSA-Roman fand ich so passende und realistische Darstellungen der Städte und deren Leben.
Auch die Geschichte weiß durchaus zu überzeugen und überrascht durch manchen „Cameo-Auftritt“ bekannter „Drakensang“-Charaktere. So gibt es hier sogar ein kurzes Wiedersehen mit Ardo und Forgrimm.

Mit „Das Ferdoker Pergament“ ist Florian Don-Schauen ein durchaus beeindruckendes DSA-Werk gelungen. Es bleibt zu wünschen, dass dies nicht sein letzter Roman ist und er uns auch zukünftig mit weiteren spannenden Geschichten rund um Aventurien beglücken wird.

Der Autor:

Florian Don-Schauen schreibt seit 1993 für „Das Schwarze Auge“ und war von 1997 bis 2008 einer der beiden Chefredakteure dieses Systems. Aufgewachsen in Gießen, holte ihn Ulrich Kiesow zur Fantasy Productions GmbH, wo er an mehreren Rollenspielen (z.B. Shadowrun) und auch an einem Magazin (WunderWelten) mitarbeitete. Heute arbeitet er als freier Autor und Lektor.

Mein Dank gilt dem Fanpro Verlag, der uns diese Rezension ermöglicht hat.
 
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