AW: Boulevards und freie Märkte
Irgendwo auf den Dächern des Geschäftsviertels hoch über dem nächtlichen Treiben kauert in einer finsteren Ecke eine hagere bleiche Kreatur. Vor ihr liegt bewusstlos eine junge Frau, eine Dirne mit feuerrotem Haar, die sich einbildete, sie sei so alleine auf den nächtlichen Straßen von Delazaria sicher. Falsch gedacht...
Sie hat es dem Thendror wirklich nicht schwer gemacht, wie sie angetrunken durch eine schmale dunkle Gasse torkelte. Er hat nur zuschlagen brauchen und sie hier hochhieven müssen, was angesichts ihres aufgrund ihres geringen Körpergewichts keine große Leistung war.
"Ein wirklich leichtes Mädchen...", schoss es ihm durch den Kopf und er hätte über dieses Wortspiel lachen müssen, hätte er auch nur das geringste Verständnis für sowas menschliches wie Humor gehabt.
Die Kleidung seines letzten Opfers, eines alten stinkenden Bettlers, hat er sich bereits vom Leib gerissen. Nun ist das Mädchen an der Reihe.
Er beachte in keiner Weise ihre weißen wohlgeformten Brüste oder ihr pralles Gesäß, die die Säfte jedes fühlenden Mannes in Wallung versetzt hätten, als er sie entkleidet. Er ist innerlich völlig kalt und tot, und hätte er jemals Emotionen besessen, hätte ihn dieser Umstand innerliche Qualen bereitet. Doch so war er geschaffen worden; kaltblütig, ohne Reue zu töten und jeden Auftrag zu erfüllen ohne auch nur eine Frage zu stellen. Das ist der Sinn seiner Existenz.
Er legt die Kleidung des Mädchens sauber zusammen, so als wollte er sie in einen nicht vorhandenen Schrank legen und umfasst mit beiden Händen den Kopf der Dirne, um mit der für ihn schmerzhaften Prozedur zu beginnen. Seine Hände verkrampfen sich zu abscheulichen Klauen und nach einem kurzen stechenden Schmerz, der von seinem Hirnimplantat ausgeht, beginnt jeder einzelne Knochen in seinem Leib zu brechen und sich neu zusammenzusetzen.
...
Ein markerschütternder Schrei durchzuckt den nächtlichen Himmel von Delazaria, so unmenschlich und bestialisch, dass selbst dem unerschrockensten Krieger das Blut in den Adern gefriert.
Irgendwo in einer dunklen Gasse des Geschäftsviertels steckt in einer alten Regentonne die zertrümmerte Leiche einer jungen Frau mit roten Haaren. Ihre Kehle ist aufgeschlitzt und ihre Kleidung unauffindbar.