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Böse Charaktere und Kampagnen

Es ist natürlich alles eine Ansichtssache. Wenn man als Entdecker auf einen neuen Kontinent kommt und dort agiert, wie man denkt, dann ist das für die Urbevölkerung sicherlich auch böse. Aus Sicht der Entdecker beschützt man seine Interessen und Mitmenschen, wenn man den Angriff der Ureinwohner niederschlägt. Genauso kann man es mit Orden und Religionen sehen, man verbreitet seinen Glauben oder agiert nach den Prinzipien des Ordens, für andere kann das aber böse ausgehen.
 
Für mich gibt es im Rollenspiel Grenzen.

Es ist zwar nicht so, dass alle meine Charaktere immer moralisch einwandfrei handeln und ja, manches Problem hätte man auch eleganter und mit weniger Bodycount lösen können - insofern sind meine Charaktere mit Blick aus der Realität sicher mindestens zwielichtig. Niemand den ich in meinem Bekanntenkreis wirklich schätzen würde.

Aber die oben angesprochenen, bewussten und gezielten Grenzüberschreitungen als Charakterzüge? Da wäre ich raus. Da fehlt mir der Spaß an der Sache.

Vampire, wo das Rollenspiel in der Tragik der Existenz als Monster und dem Versuch eine Wertebasis zu erhalten besteht - mit allem Scheitern - jederzeit.

Die Anwendung per Seite übler Methoden aber einer Sache wegen, warum nicht.

Aber da endet es dann auch.
 
Die erste Idee, die ich hatte, als ich den Eröffnungsbeitrag dieses immer wieder spannenden Themas las, war jene, eine "böse" (wie auch immer man das interpretiert) Gruppe für eine relativ kurze Kampagne zu spielen, um ein gewisses Setting aufzubauen, welches anschließend die gleichen Spieler mit einer Heldengruppe bereinigen müssen. Natürlich sagt man das den Spielern vorher NICHT.
:integra

Das mit der gemeinsamen Gruppierung finde ich auch gut. Dadurch sind die Spieler sozusagen fast gezwungen, zusammen zu halten, da sonst keiner was davon hat (Suicide Squad lässt grüßen). In Shadowrun funktioniert so etwas tadellos, da dieses Setting dem SL massig Möglichkeiten genau dafür bietet. Spielschulden beim Don? Die Tochter des Dons flachgelegt? Vom Don beim Hehlen für die Russen erwischt worden? usw. usf. etc. pp.

Andere Idee ist die, einfach das Japan-Beispiel in die Tat umzusetzen. So könnte man etwa einen Haufen Wikinger ins alte Griechenland schicken. Oder ein paar Klingonen auf Rubicun III (oh ja, DAS brächte Spaß).

cul8r, Screw
 
Die erste Idee, die ich hatte, als ich den Eröffnungsbeitrag dieses immer wieder spannenden Themas las, war jene, eine "böse" (wie auch immer man das interpretiert) Gruppe für eine relativ kurze Kampagne zu spielen, um ein gewisses Setting aufzubauen, welches anschließend die gleichen Spieler mit einer Heldengruppe bereinigen müssen. Natürlich sagt man das den Spielern vorher NICHT.
:integra

Das ist eine seeeeehr coole Idee und ich glaube meine üblichen Verdächtigen (sprich mein Spielerpool) wäre sowas von von der Rolle. :diablo:

Ansonsten finde ich auch relativ simple Varianten spannend, etwa eine mafiöse Gruppierung zu spielen und eben versuchen den größten Teil des Kuchens für sich zu holen.
 
Ansonsten finde ich auch relativ simple Varianten spannend, etwa eine mafiöse Gruppierung zu spielen und eben versuchen den größten Teil des Kuchens für sich zu holen.
Was aber ja eine andere Schattierung von böse ist. Es gibt ja den Spruch, dass es selbst im Knast Welche gibt, die von vornherein diejenen sind, die nichts zu lachen haben. Die zu Beginn des Threads genannten wären letztere und die, die ich nicht spielen wollen würde.
 
ja, aber nicht böser Spielleiter, hihi. Ich meinte, Kyo ist grausam Rhizom von der Liste zu streichen. ;)
 
Sowas mache ich doch nicht. :p

Was aber ja eine andere Schattierung von böse ist.

Ja, ich weiß. Mich interessiere einfach auch mal andere Facetten. Wie genau das böse da definiert ist, kann ja eben sehr verschieden sein. Ich habe die Diskussion auch in Google+ angestoßen und da gehen einige wieder nur von dem DnD-Alignment-System aus, was die Definition von Böse/Evil angeht. Es muss nicht um Folter, Vergewaltigung und so gehen, es darf ruhig subtiler sein (oder der Teil wird ausgeblendet, wenn er denn doch vorkommt; es gibt ja doch ein paar die sowas nicht am Tisch haben wollen und das kann ich verstehen).
Die Liste mit Dingen, die ich spielen möchte wird länger. :D Vielleicht muss ich dann doch noch eine Gruppe für all diese Settings und Ideen gründen. xD
 
Interessant finde ich es ja, dass es durchaus Einwände bzw. Vorbehalte gegen das Spielen von "bösen" Charakteren gibt, aber wenn es um Piratenrollenspiele oder Dinge wie BitD geht, dann sind alle dabei, obwohl man hier als Charakter auch deutlich gegen die gesellschaftlichen Konventionen verstößt. Gut, es gibt auch die Freibeuter mit Kaperbrief, aber das ist ja durchaus seltener.

Wäre es so abwegig mal Charaktere mit Superkräften zu spielen und nicht unbedingt den normalen Konventionen zu folgen? Stellt euch vor, ihr wärt unglaublich mächtig und es gäbe kaum bis gar keine Möglichkeiten euch zu kontrollieren? Normale Menschen können nichts gegen euch machen und Polizei und Militär ist machtlos. Würdet ihr dann im Sinne aller arbeiten? Würdet ihr gegen Unrecht vorgehen? Wer definiert hier aber Unrecht? Würdet ihr, wenn wir von unserer Welt jetzt mal ausgehen, in der es plötzlich Superkräfte gibt, in Krisengebiete gehen und dort die Konflikte auf eigene Faust lösen? Für welche Seite entscheidet ihr euch etwa in einem Bürgerkrieg wie sie in Afrika zu Hauf geschehen?
 
Wäre es so abwegig mal Charaktere mit Superkräften zu spielen und nicht unbedingt den normalen Konventionen zu folgen? Stellt euch vor, ihr wärt unglaublich mächtig und es gäbe kaum bis gar keine Möglichkeiten euch zu kontrollieren? Normale Menschen können nichts gegen euch machen und Polizei und Militär ist machtlos. Würdet ihr dann im Sinne aller arbeiten? Würdet ihr gegen Unrecht vorgehen? Wer definiert hier aber Unrecht? Würdet ihr, wenn wir von unserer Welt jetzt mal ausgehen, in der es plötzlich Superkräfte gibt, in Krisengebiete gehen und dort die Konflikte auf eigene Faust lösen? Für welche Seite entscheidet ihr euch etwa in einem Bürgerkrieg wie sie in Afrika zu Hauf geschehen?

Hier käme dann wohl die, schon angesprochene, Gesinnung ins Spiel. Bist du ehrenamtlicher Feuerwehrmann und hilfst gern oder bist du eher ein mittelmäßiger Taschendieb der nun seine Chance auf den großen Coup nutzt?

Ich, ausgehend von unserer Welt, würde mich wohl eher lokal beschäftigen. Jedoch kommt es auch ganz auf die Superkraft an. Ein bischen für den eigenen Wohlstand sorgen (Nicht durch Diebsahl sondern Lottovorhersage z.B.). Vll. die Nazis aus dem Nachbarhaus aufmischen (wäre das "böse") oder allgemein etwas mehr für Ordnung sorgen. Bei Unfällen, Bränden unterstützen.
Aber wie sagte schon Ben Parker "Aus großer Macht entsteht auch große Verantwortung" denn es ist immer leichter "böse" zu sein.
 
In meiner AD&D2-Gruppe spiele ich gerade Warden H. von Ulmenhain, einen ehemaligen Leibwächter der dunklen Magierin Malerna, die ihre Macht im Tethyr nicht selten durch Blutopfer vergrößert hat, und zur Abschreckung auch gern mal Leute gepfählt, oder ihnen die Gedärme herausgerissen hat. So zum Beispiel bei meiner Familie. Ich wurde dann in ihrem Elitecamp ausgebildet, dessen Methoden irgendwas zwischen Nazi und Krabat waren. Herausgekommen ist ein Charakter, der viel Genuß beim Töten verspürt, und das auch am Anfang heimlich in der Gruppe ausgelebt hat. Von jener Malerna ist er geflohen, als sie in eine andere Dimension gesogen wurde (durch einen Dimensionsriss-Pfeil, den mein vorheriger Charakter Hollo Heldenburch -- Yondalla hab ihn selig -- abgefeuert hat.) In dem Moment, als ihr Einfluss wackelte, knackste die Psychostruktur meines Charakters irgendwie zusammen, und das eine Bild, das ihn dann doch noch geschockt hatte, nämlich die Folterung von Kindern, erschien immer wieder vor seinem geistigen Auge und lies ihn nicht mehr in Ruhe. Deshalb floh er und das gelang ihm am Ende absurderweise zusammen mit Malernas Erzfeinden.

Die bekamen irgendwann heraus, dass er mit Freude Menschen getötet hatte. Aus irgendeinem Grund, war er zu dem Zeitpunkt aber schon so ein integraler Teil der Gruppe, dass das irgendwie toleriert werden musste. Selbst wenn natürlich keiner der anderen es akzeptieren konnte. Natürlich war die Bedingung für sein weiteres Mitreisen, dass er das demnächst unterlasse. Und so ist es auch gekommen. Aber aus seiner Quasi-Anbetung des Moments des Totes und des Brechens des Blicks eines Sterbenden hat sich inzwischen eine merkwürdige Art von Magie entwickelt, die ihm erlaubt, Einblick in das frühere Leben von Sterbenden zu erlangen, wenn er sie im Moment des Todes begleitet.

Die Erzählung ist also irgendwie, dass dieses Moment, das "Böse" der Gruppe vorher gefehlt hatte und dass es wichtig werden wird bei der Lösung der nächsten Aufgabe. (Es sieht im Moment so aus, als wären wir alle Gefangene eines mächtigen Mindflayers und die Welt, in der wir gerade zu handeln glauben, ist in wirklichkeit nur seine Projektion in unsere Köpfe, gemischt mit unserem Unbewussten und so.)

-- Was ich mit diesen länglichen Ausführungen sagen will: Ich kann mir schon vorstellen, einen "Bösen" zu spielen, wenn dessen Vorstellung von Moral und Sittlichkeit und dessen Psychologie einigermaßen in sich stimmig für mich sind. Was ich mir dagegen gar nicht vorstellen kann, ist ein dumpfer Töten-Töten-Töten-Typ, der überhaupt keine Gründe für seine Taten hat. Ich muss, solange ich ihn spiele, dieser Böse auch irgendwie sein können. Und das ist gar nicht so leicht.
 
Was ich mir dagegen gar nicht vorstellen kann, ist ein dumpfer Töten-Töten-Töten-Typ, der überhaupt keine Gründe für seine Taten hat.

Du glaubst gar nicht wie viele Spieler ich in meinen jetzt fast zehn Jahren als SL gesehen habe, die irgendwie genau diesem Prinzip gefolgt sind. Das ist vielleicht auch so ein bisschen der Tatsache geschuldet, dass ich viele Oneshots spiele und deshalb mit sehr vielen unterschiedlichen Leuten in Kontakt gekommen bin. Auch ganz zu Anfang, wo ich für meine Kampagnen quasi jeden Bereitwilligen genommen habe, ist genau sowas oft rausgekommen.
 
"Böse" könnte auch sein, dass dem Charakter jegliche Art von sozialer Empathie fehlt und nur rein ressourcenorientiert und praktisch denkt.

>Wieso zur Hölle macht ihr so ein Ding daraus, dass ich die alte Frau über den Haufen gefahren habe? Sie war im Weg. Wir wären alle draufgegangen, wenn ich ihr ausgewichen wäre. Ein Leben gegen vier. Klare Rechnung. Außerdem, hast du die gesehen? Die war URALT, konnte nicht mal mehr ohne Hilfe gehen. Hab ihr und ihrer Familie wahrscheinlich sogar einen Gefallen getan. Ganz zu schweigen davon, was die an Pflegegeld den Steuerzahler kostet.<

Das kann man durchaus als böse bezeichnen, allerdings sieht der Charakter das einfach nicht so, weil rein rational für diesen kein wirkliches Problem besteht.

Hier könnte man auch gut mit einem Modell a la Dexter arbeiten. Psychisch komplett von der Rolle, aber durch einen "Kodex" wird das grundsätzlich "böse" in eine "gute" Richtung gelenkt.
 
Ich habe einmal, ebenfalls in einer Drowkampagne, einen Erdgenasi Berserker (D&D 3.5) gespielt, der als Sklave in einer Drowstadt lebte. Zur Erklärung: Dieser Charakter verfiel in einen Blutrausch, wenn er im Kampf Schaden erlitt. Der Blutrausch war dem Kampfrausch eines Barbaren sehr ähnlich, bis auf die Tatsache, dass ich den Charakter dann nicht mehr zu 100% kontrollieren konnte. Wenn keine Gegner mehr da waren, griff er munter auch Verbündete und Unschuldige an, wenn mir kein Rettungswurf gelang.
Dieser Charakter war dabei eigentlich sehr intelligent und reflektiere sein Leben und die Gesellschaft um ihn herum. Ihn amüsierte sehr die Gegensätze der Drowgesellschaft, wo jedes Haus einen Spagat machen muss um einerseits Loth zu dienen, die ja bekanntlich Chaos liebt. Andererseits versuchen die Drow aber ihr persönliches Umfeld stabil zu halten, damit sie ihre eigene Macht halten und steigern können.
Mein Charakter dagegen empfand im Zustand des Blutrausches und im Chaos schlicht den reinsten Seelenfrieden, da er darin seine Bestimmung sah (er war halt verdammt gut im Töten). Daneben hatte er großen Spaß daran, sich selbst im Geheimen als das Werkzeug von Loths Willen zu sehen.
Die Grundidee bei diesem Charakter war ein Zitat aus einem der Batman Filme von Nolan: "Manche Menschen wollen einfach die Welt brennen sehen."
 
Ich werde mit großer Wahrscheinlichkeit bald in einer bösen Gruppe spielen und ich freue mich jetzt schon sehr darauf :)

Seit jeher finde ich die „dunkle Seite der Macht“ spannender und ich mag Charaktere, die charismatische Skills auf hinterhältige, manipulative Weise zu nutzen wissen.

Wie hier schon von mehreren thematisiert wurde, sehe ich es auch, dass es teilweise schwer ist, eine Definition für Boshaftigkeit zu finden. Keine Welt ist nur schwarz oder weiß, hat man unterschiedliche Arten und Völker, so hat man zwangsläufig auch verschiedene Wertevorstellungen und was für die einen gut ist, ist es für die anderen nicht.

Viele würden sagen, dass es böse ist, ein Dorf anzuzünden, die Leute zu foltern und grausam abzuschlachten und die Kinder zu fressen oder sie in irgendwelchen Ritualen zu opfern. Aber wäre es weniger böse, in glänzender Rüstung auf einem weißen Ross mit einem Schwert und einem Schild, auf dem quasi schon so halb „Held“ geschrieben steht, in die dunklen Lande einzumarschieren und Lebewesen systematisch auszurotten, nur weil man ihr Leben als weniger wertvoll erachtet, weil man sie als „Monster“ bezeichnet und weil sie als finstere Kreaturen gelten?

Ich mag realistische Spiele mit viel grau, jene von hoher Komplexität und wo jede Handlung knallharte Konsequenzen haben kann.
Und ich mag zwielichtige Chars mit sehr individuellen Wertevorstellungen, unabhängig davon, ob es einfach in ihrer Natur liegt so zu sein oder dem ein schwerer psychischer Knacks zugrunde liegt, ob sie einfach praktisch und rational denken und sich selbst am nächsten sind oder sich in einer belastenden Situation durch prägende Erfahrungen dazu entwickelten, die Dinge aus einer anderen Sichtweise zu betrachten und entsprechend zu handeln.
Es kann fordernd sein, sich in sie hineinzufühlen um sie verkörpern und ihnen dabei gerecht werden zu können, aber genau das ist es, was für mich den den Reiz an ihnen ausmacht.
 
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