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Tufir

Drachling
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Klappentext schrieb:
An einem kalten Februartag brechen in Europa alle Stromnetze zusammen. Der totale Blackout. Der italienische Informatiker Piero Manzano vermutet einen Hackerangriff und versucht, zu den Behörden durchzudringen – erfolglos. Als Europol-Kommissar Bollard ihm endlich zuhört, werden dubiose E-Mails auf seinem Computer gefunden. Selbst unter Verdacht wird Manzano eins klar: Ihr Gegner ist ebenso raffiniert wie gnadenlos. Unterdessen liegt Europa im Dunkeln, und die Menschen stehen vor ihrer größten Herausforderung: Überleben.

Wer denkt, dass die größte Katastrophe (mal abgesehen von einem Atomkrieg oder einer Pandemie), welche die Menschheit heimsuchen kann, die Verknappung der Ölreserven sei, der hat Marc Elsberg noch nicht gelesen. Man stelle sich vor, der Strom ist weg! Und dass nicht nur wie es ab und zu mal geschieht für Minuten oder Stunden, sondern tage- und wochenlang! Schon mal darüber nachgedacht, was dann außer den offensichtlichen Dingen, wie Licht, E-Herd, Kühlschrank, Fernseher etc. nicht mehr funktioniert? Wie kommt denn das Wasser in die Toilettenspülung ohne Pumpe? Oder aus dem Wasserhahn? Oder der Sprint aus der Zapfsäule in den Tank? Was können Supermärkte noch verkaufen ohne Kühlaggregate? Bargeldlose Zahlung – Pustekuchen! Internet, Voice-over-IP Telefonie wird wieder Zukunftsmusik! Long-Life Akku im Handy? Tja, wäre mal bloß der Sendemast mit Notstrom versorgt! Apropos Notstrom – Der Sprit erreicht die Notstromdiesel der Kernkraftwerke nicht mehr! Wer oder was kühlt denn jetzt die Brennstäbe nach der Notabschaltung?

Marc Elsberg entführt seinen Leser in eine apokalyptische Welt nach dem Blackout. Sein Roman ist durchaus dazu geeignet, beim Leser Ängste zu wecken und zu Beklemmungen zu führen. Nach der flächendeckenden Einführung von angreifbaren Smart-Metern in Italien und Schweden (die bereits heute Realität ist), führt ein zunächst unbemerkter Hackerangriff zu einer spontanen Abschaltung von Millionen von Haushalten in diesen beiden Ländern. In der globalen Vernetzung der europäischen Stromnetze bricht binnen Sekunden das Chaos aus. Überlastete Generatoren sichern sich selbst durch Notabschaltung. Innerhalb von Stunden gehen in ganz Europa fast alle Kraftwerke vom Netz. Eine ebenfalls manipulierte Kraftwerkssoftware macht das Wiederanfahren durch falsche Bildschirmmeldungen selbst in einfachen Wasserkraftwerken unmöglich. In den ersten Tagen fluchen die Menschen zwar über die Situation, bleiben aber noch relativ ruhig. Als den ersten Haushalten jedoch Essen und Trinken ausgehen, ziehen die Preise am Schwarzmarkt an und das Geld auf der Bank ist nutzlos. In dieser Situation beginnt Jeder sich selbst der Nächste zu sein, und gut dran ist, wer eine Waffe besitzt. Als eine Woche später auch der Strom in den USA ausfällt, wird auch dem letzten Politiker klar, dass da ein unbekannter Feind an einem zentralen Schalter sitzt!

Die meisten von Elsbergs Charakteren besitzen kaum Tiefe. Einzig und allein, der Europol Mitarbeiter, eine Journalistin und der italienische Informatiker Piero Manzano erreichen die gewisse Schwelle, um Identifikationspotential zu ermöglichen. ABER das ist auch gar nicht so schlecht, denn Elsbergs wahrer Protagonist ist die Katastrophe an sich. Der (Beinahe-)Zusammenbruch der Zivilisation! Während auf der einen Seite viele Menschen ihre Menschlichkeit und Solidarität verlieren, geschehen an Orten Dinge, die man in einer normalen Gesellschaft als inakzeptabel verdammen würde und die doch mehr Menschlichkeit besitzen, als man im ersten Augenblick erahnen kann.

Elsbergs Spannungsbogen wird durch seinen Schreibstil deutlich verstärkt. Seine Kapitel entsprechen den Tagen der Katastrophe beginnend mit Tag Null bis zum Ende. Innerhalb seiner Kapitel erzeugt der Autor durch einfache Worte in kurzen Absätzen und durch ständigen Wechsel der Handlungsebenen bzw. –orte immer wieder Spannungsspitzen, die den Leser stets weiter vorwärts treiben. Bereits nach wenigen Seiten hat Elsberg seine Leser sicher im Griff und führt sie von Kopfschmerzen über Schluckbeschwerden bis zum nächsten Magendrücken. Mit dieser Deutlichkeit hat noch niemand zuvor die Abhängigkeit unserer Zivilisation vom elektrischen Strom dargestellt.

Prädikat: Ein absolut lesenswerter Near-Future Thriller und definitiv nichts für schwache Nerven!


Ein dickes Fell beim Schmökern wünscht
Euer Tufir

Wir danken dem Verlag blanvalet für die Möglichkeit dieser Rezension!


Marc Elsberg wurde 1967 in Wien geboren. Er war Kolumnist der österreichischen Tageszeitung »Der Standard« und ist heute Strategieberater und Kreativdirektor für Werbung in Wien.

Während der Arbeiten an dem Buch, die sich insgesamt über vier Jahre hinzogen, habe ihn teilweise die Realität eingeholt. Zum Beispiel als der Computervirus „Stuxnet“ in zahlreichen Atomkraftwerken gefunden wurde. Um sich das Szenario nach einem totalen Stromausfall besser ausmalen zu können, las Elsberg zahlreiche Berichte, etwa von der Oderflut, dem Hurrikan Katrina und dem Erdbeben in Haiti.

Eine wichtige Frage sei für ihn auch gewesen, wie lange die Menschen bei so einer Katastrophe noch menschlich miteinander umgehen. Seiner Meinung nach nur ein paar Tage. „So lange die Nahrung reicht, und jeder einigermaßen durchkommt“, sagte Elsberg. Nach seiner Recherche habe er zuhause auch seinen Wasser- und Lebensmittelvorrat deutlich aufgestockt.

Und wo kann man am besten überleben? „Am Land sind die Chancen besser als in der Großstadt“, so der Autor. Etwa in einer Hütte mit einem Holzofen, auf dem sich Schnee schmelzen lässt, um Trinkwasser zu bekommen. Eigentlich eine schöne Vorstellung, so eine Almhütte mit Eigenversorgung, oder? „Aber nur so lange ich weiß, dass ich wieder in die Zivilisation zurück kann, wenn mir der Zahn wehtut.“

Quelle: Donaukurier
 
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AW: Blackout

Joa, immer wieder schön, wenn man durch derartige Literatur daran erinnert wird, wie zerbrechlich momentan die menschliche Gesellschaftsstruktur ist.
Werde mir demnächst das Buch kaufen und bin gespannt, inwieweit es möglicherweise besser ist, als "Luzifers Hammer" von dem Duo Niven/Pournelle.
 
AW: Blackout

Joa, immer wieder schön, wenn man durch derartige Literatur daran erinnert wird, wie zerbrechlich momentan die menschliche Gesellschaftsstruktur ist.
Werde mir demnächst das Buch kaufen und bin gespannt, inwieweit es möglicherweise besser ist, als "Luzifers Hammer" von dem Duo Niven/Pournelle.

Das ist vom Szenario her absolut nicht vergleichbar. Zum Einen ist die Menschheit bei Elsberg nie in ihrer Gesamtheit gefährdet und zum anderen hast du als Leser das Gefühl, viel näher an der Katastrophe dran zu sein.

Aber sobald du es gelesen hast, dann würde ich mich sehr über einen (ausführlichen) Kommentar freuen. ;)
 
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