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Horror / Mystery Berge des Wahnsinns

SoulReaper

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Auf die Meisten übten Gruselgeschichten wohl schon in jungen Jahren eine große Anziehungskraft aus. Diese erzählte man sich abends im Dunkeln, oder las sie heimlich unter der Bettdecke im Schein einer kleinen Lampe. Der große Erfolg von Mysteryserien zeigt, dass auch heute noch die Faszination am Unerklärlichen ungebrochen ist. Und dies scheint auch ein Grund, warum auch heute die Erzählungen des nunmehr seit 72 Jahren toten Schriftstellers H.P. Lovecraft immer noch so erfolgreich sind. Doch kriecht uns noch ein kalter Schauer den Rücken runter, wenn wir seinen Geschichten heute lauschen?

Auf diesem Hörbuch findet man das komplette, ungekürzte Buch des amerikanischen Kultautors mit dem Titel „Berge des Wahnsinns“, das den Abschluss des Cthulhu Mythos darstellt. Der Wissenschaftler William Dyer von der Miskatonic-Universität erzählt in diesem Roman aus der Ich-Perspektive von seiner Antarktisexpedition, auf der er mit einigen Forscherkollegen nach alten Fossilien im ewigen Eis suchen wollte. Während der ersten Wochen weicht ein Großteil der Wissenschaftler von der geplanten Route ab und fliegt, einer Intuition folgend, in ein von Menschen noch komplett unerforschtes Gebiet am Fuße eines gigantischen Gebirgszuges, um dort Bohrungen vorzunehmen. Dyer, der anfangs gegen diese Planänderung war und mit einigen wenigen Kollegen im Basislager blieb, bekommt über Funk von den unglaublichen Funden mitgeteilt, die die Bohrungen ans Tageslicht befördern. Nicht nur, dass sie zahlreiche Fossilien mit ungewöhnlichen Verletzungen bergen, zusätzlich stoßen sie in einer unterirdischen Höhle auf die Überreste merkwürdiger Wesen, die den Wissenschaftlern völlig unbekannt vorkommen. Es scheint sich bei den Funden um eine Art hochentwickelter Meeresschwämme gehandelt zu haben, die kaum Ähnlichkeit mit heute lebenden Schwämmen aufweisen. Als es Dyer und den restlichen Expeditionsteilnehmern nach einigen Tagen endlich gelingt, ebenfalls zum Fundplatz zu fliegen, treffen sie dort allerdings auf einen grausigen Anblick. Doch damit nicht genug, denn was sie beim Erkunden des nahe gelegenen Gebirges zu Gesicht bekommen, lässt Dyer und einen seiner Mitarbeiter fast den Verstand verlieren…

Lovecraft schuf mit „Berge des Wahnsinns“ eine äußerst spannende Geschichte, die außergewöhnlich tiefe Einblicke in den Mythos um die von ihm ersonnenen Wesen, die vor Äonen aus den Sternen auf der noch jungen Erde landeten, geben. Die verwendete Sprache ist gut verständlich und angenehm zu lesen, wenn sie auch manchmal etwas ungewohnt und steif wirkt, was dem Alter des Werkes zuzusprechen ist und dem „Lesespaß“ keinerlei Abbruch tut. Die einzelnen Szenen und Schauplätze werden sehr ausführlich und detailliert beschrieben, wodurch Umgebungen, Gegenstände und Wesen vor dem geistigen Auge zu entstehen scheinen. Spannung wird meist dadurch erzeugt, dass bestimmte Details allerdings unausgesprochen bleiben, oder nur angedeutet werden, wodurch die Phantasie des Lesers erneut angeregt wird. Die anscheinend guten Kenntnisse Lovecrafts auf den Gebieten der Geologie, Paläontologie und Biologie beweist er in ausführlichen Berichten über Gesteinsarten und den Fund der verschiedensten Fossilien. Für Leser mit geringeren Kenntnissen dürften diese Passagen langatmig und sehr schnell schlicht langweilig werden, da nötige Erklärungen weitestgehend fehlen. Allerdings sollte man an diesen Punkten nicht einfach aufgeben, da einem so mit Sicherheit eine ansonsten fabelhafte Erzählung entgehen würde.

Das Hörbuch kommt in der Serie „Gänsehaut für die Ohren“ daher und genau das liefert es auch. Dies liegt zu einem nicht unermesslichen Teil auch an dem Leser. Mit David Nathan, der Synchronstimme von Johnny Depp und Christian Bale, wurde eine sehr bekannte Stimme für den Erzähler gewählt. Und dies zahlt sich auch aus, denn die gewohnte Stimme nimmt einen direkt mit in seinen Bann. Dass Nathan den Text gut verständlich und in einer angenehmen Geschwindigkeit vorliest, tut dabei sein Übriges. Allerdings wünscht man sich an einigen Stellen, wenn die Hauptfigur das offensichtliche Grauen seiner Entdeckungen packt, dass der Sprecher dann mit etwas mehr Emotion liest.
Stimmungsvoll untermalt wird das Gelesene von der Hintergrundmusik aus Andy Materns Keyboard. Diese Soundkulisse, die größtenteils aus verschiedenen, teils wiederkehrenden Musikthemen besteht, trägt ebenfalls maßgeblich zur aufkommenden Stimmung bei. Sparsam eingesetzte Hintergrundgeräusche runden die Klangkulisse ab. Diese gefielen sehr gut und könnten gerne noch etwas zahlreichere Verwendung finden.
Man merkt die Sorgfalt und Hingabe, mit der dieses Hörbuch produziert wurde, die sich auch in der äußeren Aufmachung wiederfindet. Das Hörbuch kommt auf 5 CDs in einem robusten Jewelcase. Das Cover ist größtenteils schwarz und wirkt daher recht dunkel und schlicht, also sehr stimmungsvoll und passend für dieses Hörbuch.

Alles in Allem ein rundum gelungenes Hörbuch, das nicht nur Fans von Lovecraft und des Cthulhu Mythos mögen werden, sondern jeden, der ein spannendes Hörbuch mag, begeistern wird. Wer allerdings noch nicht mit den Werken des amerikanischen Horrorautors gut vertraut ist, sollte vor dem Genuss dieses Romans einige andere seiner Bücher vorziehen.

Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön an die Verlagsgruppe Lübbe, die diese Rezension ermöglicht hat.
 
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