Widerfahrt
Bürgertum
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Fantasy codiert und decodiert die geistesgeschichtliche Entwicklung der Menschheit, meist eurozentristisch.
Klassen stehen also für zB dramatische Typen (der noble Ritter etc) oder Jungs Archetypen (die Mutter, der Wächter, der Weise). Einfache, absteckbare Rollen, in die sich leicht eingefunden werden kann und die griffig genug für den Verkauf sind. Desweiteren kann sich die Spielergruppe dadurch leichter organisieren. Konserve schützt Stoffie usw.
"Rassen" sind gängige Geistwesen wie germanische Alben oder Zwerge, wie sie von Tolkien populär gemacht wurden. Ab und an gibt es Variationen, um die Kunden/Spieler bei Laune zu halten. Aber alle lassen sich ausnahmslos auf Menschen oder ihre Verarbeitung der Umwelt zurückführen. Tengu stehen für Bergstämme außerhalb des japanischen Sprach- und Kulturgebiets, Oni für die Anderen der imperialen Chinesen, Riesen für die Gewalten außerhalb des von den Germanen bekannten Völkern besiedelten Raums und so fort. Djinn sind Wüstennomaden, Adlet die nordamerikanischen Indianer in den Augen der Innuit, Selkies waren wahrscheinlich Finnen an Schottlands Küsten. Alben waren höchstwahrscheinlich einfaches Flussvolk. Demzufolge bekämpfen "wir" als Fantasy-Rollenspieler eigentlich immer ironisiert Ausländer, wofür wir Erfahrungspunkte erhalten.
Aquatische Elfen sind nicht weit hergeholt. Demnächst heißen sie vielleicht Adaro und sind nicht mehr die Pathfinder-Haifische, sondern ähneln eher dem mythologischen Vorbild von den Solomon-Inseln. Da wir mit Rollenspiel einer oralen Kultur folgen, liegt es bei uns, wie wir rezipieren und wiederholen. Deswegen spiele ich gern "Superhelden"-Systeme. Auch Comics sind ein konzeptuell eher orales Medium mit einer Anhängerschaft, die gern selbst die Rollen der vorgestellten Charaktere einnimmt.
Um meinen Punkt zu verdeutlichen: eine Naturkatastrophe wurde in der chinesischen Geschichtsschreibung zum Seeungeheuer. Chamberlain nennt das Empire einen "müden Titan". Die Bild schreibt dagegen vom "Tor-Titan". Ein Strong Man nennt sich Thor, aber wir akzeptieren auch Chris Hemsworth.
Interessant wird es, sobald wir spielen und uns etwas überlegen, egal ob es Klassen oder Rassen gibt. Im Schlimmstfall kommt es zur freudschen Fehlleistung und wir sind wieder etwas klüger
Klassen stehen also für zB dramatische Typen (der noble Ritter etc) oder Jungs Archetypen (die Mutter, der Wächter, der Weise). Einfache, absteckbare Rollen, in die sich leicht eingefunden werden kann und die griffig genug für den Verkauf sind. Desweiteren kann sich die Spielergruppe dadurch leichter organisieren. Konserve schützt Stoffie usw.
"Rassen" sind gängige Geistwesen wie germanische Alben oder Zwerge, wie sie von Tolkien populär gemacht wurden. Ab und an gibt es Variationen, um die Kunden/Spieler bei Laune zu halten. Aber alle lassen sich ausnahmslos auf Menschen oder ihre Verarbeitung der Umwelt zurückführen. Tengu stehen für Bergstämme außerhalb des japanischen Sprach- und Kulturgebiets, Oni für die Anderen der imperialen Chinesen, Riesen für die Gewalten außerhalb des von den Germanen bekannten Völkern besiedelten Raums und so fort. Djinn sind Wüstennomaden, Adlet die nordamerikanischen Indianer in den Augen der Innuit, Selkies waren wahrscheinlich Finnen an Schottlands Küsten. Alben waren höchstwahrscheinlich einfaches Flussvolk. Demzufolge bekämpfen "wir" als Fantasy-Rollenspieler eigentlich immer ironisiert Ausländer, wofür wir Erfahrungspunkte erhalten.
Aquatische Elfen sind nicht weit hergeholt. Demnächst heißen sie vielleicht Adaro und sind nicht mehr die Pathfinder-Haifische, sondern ähneln eher dem mythologischen Vorbild von den Solomon-Inseln. Da wir mit Rollenspiel einer oralen Kultur folgen, liegt es bei uns, wie wir rezipieren und wiederholen. Deswegen spiele ich gern "Superhelden"-Systeme. Auch Comics sind ein konzeptuell eher orales Medium mit einer Anhängerschaft, die gern selbst die Rollen der vorgestellten Charaktere einnimmt.
Um meinen Punkt zu verdeutlichen: eine Naturkatastrophe wurde in der chinesischen Geschichtsschreibung zum Seeungeheuer. Chamberlain nennt das Empire einen "müden Titan". Die Bild schreibt dagegen vom "Tor-Titan". Ein Strong Man nennt sich Thor, aber wir akzeptieren auch Chris Hemsworth.
Interessant wird es, sobald wir spielen und uns etwas überlegen, egal ob es Klassen oder Rassen gibt. Im Schlimmstfall kommt es zur freudschen Fehlleistung und wir sind wieder etwas klüger