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Spielbericht Nicht gelistetes System Aufzeichnungen eines Abenteuers - Mit den Augen eines Gottes

Schiffsreise nach Meridot (Tag 34-Tag 37)

Die Tage an Bord zogen sich dahin. Das Schiff machte gute Fahrt und die Gefährten fanden endlich einmal Zeit, sich um ihre Regeneration zu kümmern. Akela nutze die Tage zusätzlich, und übte Lesen. Minea lieh ihm für diesen Zweck ihr Monsterkompendium. Akela hatte das Zelt des Fürsten im Laderaum aufgeschlagen und bereits am ersten Abend merkten sie, dass im Inneren des magischen Zelts vom Rollen der Wellen nichts zu spüren war. Die Tage waren angenehm.


Entscheidung auf hoher See (Tag 38)

Früh am achtunddreißigsten Tag ihrer Reise wurden sie von einem Bootsmann geweckt, der sie bat, rasch an Deck zu kommen. Ein Schiff war zum Sonnenaufgang gesichtet worden. Sie folgten dem Mann und sahen den Segler mit eigenen Augen. Entgegen erster Annahmen handelte es sich nicht um das Schiff des Gurgelnden Jonas.

Doch es holte beständig auf und würde sie in spätestens fünf Stunden erreicht haben. Ein Kampf schien unausweichlich. Elbergratz versuchte sich an einem Windzauber, doch der Katechumen scheiterte. Zu allem Überfluss meldete der Mann im Krähennest ein weiteres Schiff, das sich von der Küste her näherte und drauf und dran war, ihnen den Weg abzuschneiden. Das zweite Schiff würde sie bereits in einer oder zwei Stunden erreicht haben. Was sollten sie nur tun?

Sie entschlossen sich nach kurzer Unterredung, die auf dem Schiff vorhandenen Wasservorräte über Bord zu kippen. Das würde das Gewicht ein wenig reduzieren und die Geschwindigkeit erhöhen. Da der Assassine über einen immervollen Wasserschlauch verfügte, würden sie nicht verdursten. Darüber hinaus entschieden sie, den Großteil der Besatzung unter Deck zu verstecken. Damit wäre der Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite, denn wahrscheinlich gingen die Piraten davon aus, auf einen Händler gestoßen zu sein. Während Akela die entsprechenden Anweisungen an Luristan weitergab, versuchte Minea vergeblich, die Flagge des Schiffes zu erspähen, das von der Küste her auf sie zuhielt. Resigniert übergab sie das Fernrohr schließlich an Illius, der nach kurzem Hindurchspähen die schwarze Flagge entdeckte. Sie zeigte einen weißen Ritter mit einem Totenkopf anstelle eines Helms auf schwarzem Grund Es war das Schiff Reginald, des Ritters und es näherte sich rasch.

In aller Vorsicht brachte man zwei der gefürchteten Drachenfeuer Granaten an Deck und postierte sie am Heck, in der Nähe des Steuerrads. Minea, als körperlich kräftigste unter den Gefährten wurde dazu auserkoren, die Tongefäße auf das andere Schiff zu schleudern, sobald es in Reichweite war. Nun hieß es warten. Die Minuten zogen träge dahin, während das feindliche Schiff am Horizont immer größer und größer wurde. Bald konnten sie Einzelheiten an Bord des anderen Seglers ausmachen. Die Piraten waren vollständig an Deck versammelt.

Besorgt machten die Gefährten eine Reihe Bogenschützen aus, die sich an der Reling postiert hatte. Akela versicherte sich, dass ihre Männer unter dem Kommando Luristans bereit standen. Dann war der Segler der Piraten auf Pfeildistanz heran. Schon erhob sich eine dunkle Wolke vom anderen Schiff und Sekunden später gingen die Geschosse auf dem Achterdeck nieder. Auch wenn die meisten Pfeile wirkungslos im Deck stecken blieben, trafen manche ihr Ziel. Nach kurzem Zögern zog Akela eine Nebelgranate aus seiner Tasche und schleuderte sie zu Boden. Im Anschluss erwiderten sie das Feuer. Immer näher kam das Schiff Reginalds und ein Zusammenprall schien unausweichlich, auch wenn der Steuermann das langsamere Schiff geschickt zu manövrieren verstand. Doch steckte bereits ein Pfeil in seinem Arm und nur durch pures Glück wurde er vom zweiten Pfeilhagel verschont, den die Piraten blindlings in den Nebel feuerten. Das feindliche Schiff war noch mehrere Dutzend Meter entfernt, als die beiden Diebe und die Waldläuferin sich entschlossen, den Schutz des Nebels zu verlassen.

Um das Feuer vom Steuermann und Kapitän Elbergratz abzulenken, schwangen sich Akela und Illius über die Reling und sprangen hinab auf Zwischendeck. Dabei sahen sie, wie am Bug des anderen Schiffs eine Plane zurückgeworfen wurde. Darunter kam eine Scorpio, eine überdimensionierte Schiffsarmbrust, zum Vorschein. Minea schnappte sich eine der beiden Tongranaten und eilte zum Vorderdeck. Dort war die Distanz zum anderen Schiff kleiner. Als die Piraten sahen, wie drei Gestalten aus dem Nebel hervorstürzten, schossen sie Pfeile in ihre Richtung. Doch unbeirrt sprintete Minea weiter und wich dabei geschickt den Geschossen aus. Akela und Illius, die Deckung suchten, taten es ihr gleich. Ein verirrter Pfeil jedoch bohrte sich in den Oberschenkel des Assassinen. Die Schützen der Scorpio hatten es hingegen auf den Steuermann abgesehen.

Mit einem lauten, knallenden Geräusch schoss der riesige Bolzen heran, verfehlte den Mann jedoch und bohrte sich stattdessen in die Aufbauten des Achterdecks. Sehr zum Missfallen der drei Recken, denn am Ende des Bolzens war ein Seil befestigt. In diesem Augenblick gab Akela den Befehl „Alle Mann an Deck“. Sofort sprangen die Männer unter Luristans Anweisungen hinaus ins Sonnelicht. In Windeseile formierten sie sich auf dem für sie ungewohnten Terrain. Pfeile wurden in Sehnen eingelegt, Bögen gespannt und das feindliche Feuer erwidert. Immer näher kam das Piratenschiff. Minea auf dem Vorderdeck nahm die Granate in eine Hand, wartete auf den richtigen Augenblick und entzündete sie mit zitternden Händen. Zum Glück hatte sie an das Zunderkästchen gedacht. Mit einem lauten Zischen entflammte die Schnur und brannte in Windeseile ab. Jetzt nur keinen Fehler machen.

Entschlossen richtete sich Minea auf und schleuderte das Drachenfeuer in Richtung des gegnerischen Schiffs. In hohen Bogen flog das Tongefäß über das Meer und schlug im nächsten Moment klatschend auf der Wasseroberfläche auf. Kurz auflodernd ging es unter. Die Waldläuferin hatte zu kurz geworfen und das feindliche Schiff verfehlt. Die Götter verfluchend, stürzte sie zurück aufs Achterdeck, um die zweite Granate zu holen. Doch es war zu spät.

Mit einem durch Mark und Bein gehenden Geräusch rammte das feindliche Schiff das ihre. Ein Ruck ging durch das Deck und einige der Männer gingen haltlos zu Boden. In der nächsten Sekunde bereits schwangen sich die Piraten hinüber. Der Kampf entbrannte mit kaltem Stahl und wuterfüllten Schreien, voller Zorn, Angst und Agonie. Zwar waren die Piraten in der Unterzahl, doch besaßen sie den Vorteil, zu wissen, wie man in maritimem Umfeld kämpft. Minea, die ursprünglich die zweite Granate an sich nehmen wollte, sah sich plötzlich einem Piraten gegenüber, der an einem Seil aufs Achterdeck geschwungen war.

Unmittelbar nach der Landung ging er zum Angriff über. Ein tödlicher Tanz entspann sich zwischen den beiden. Auch auf dem Zwischendeck war das Kampf in vollem Gange. Illius wurde von einem kleinen Piraten mit gnomenhaften Gesichtszügen gestellt, der mit einem Echsenbeil auf den Assassinen losging. Akela sah aus den Augenwinkeln Reginald, der in vollständiger Ritterrüstung seinen Männern Befehle zubrüllte und ihnen hinterher schritt. In der Hand hielt er einen magischen Anderthalbhänder, der blutige Wunden auf Seiten der Verteidiger schlug.

Doch ein Pirat, der über das Vorderdeck kommend versuchte, ins Innere des Schiffs vorzudringen, nahm Akelas Aufmerksamkeit ein. Jedoch nur kurz, denn von hinten eilte Leondir Elbergratz bereits heran und machte sich an die Verfolgung des Mannes. Als der Fürst der Diebe sich abermals suchend nach dem Ritter umschaute, musste er feststellen, dass Reginald geradewegs auf ihn zuhielt. Schweren Herzens stellte er sich dem Kampf gegen den schwer gepanzerten Gegner. Währenddessen beendete Minea das Duell auf dem Achterdeck durch einen wohlgezielten Hieb gegen den Hals ihres Kontrahenten.

Dann wandte sie sich wieder dem Geschehen auf dem Zwischendeck zu und wurde Zeuge, wie Akela und Reginald aufeinanderprallten. Der riesenhafte Ritter überragte den schmächtigen Sharakinen um fast einen halben Meter. Es war offensichtlich, dass der lediglich mit einem Nunchaku bewaffnete Akela die Rüstung des Ritters nicht überwinden konnte. Minea beobachtete, wie er ein ums andere Mal getroffen wurde. Schnell jagte die Waldläuferin die Treppen herab, ihrem Begleiter zu Hilfe zu eilen.

Während sie zusehen musste, wie Reginalds Schwert sich einen Weg durch die Verteidigung des Sharakinen bahnte und ihn schwer am Kopf traf, stellte sich ihr plötzlich einer der Piraten in den Weg. Ungestüm preschte der junge Mann vor, doch Minea wich ihm fast beiläufig aus und enthauptete ihn im Vorbeilaufen.

Mit Verzweiflung im Blick beobachtete sie, wie der Sharakine, vom Treffer Reginalds schwer verletzt, auf die Knie ging. Der Anführer der Piraten nutzte die Gelegenheit und schwang den Anterhalbhänder zum entscheidenden Schlag. In letzter Sekunde hielt die Waldläuferin ihr Katana dazwischen. Verwirrt und zornig blickte Reginald die Klinge entlang, hin zu seinem neu aufgetauchten Gegner. Doch seine Verwirrung währte nur kurz. Erbarmungslos ging er in der nächsten Sekunde auf die junge Frau los.

Akela hatte sich dringend notwendige Zeit erkauft. Blut strömte aus seiner Wunde im Gesicht. Doch wischte er es achtlos weg, griff seine fallengelassene Waffe und richtete sich ächzend wieder auf. Illius kämpfte währenddessen mit dem gnomenhaften Echsenbeilträger und musste schwere Treffer einstecken. Mit der zornigen Miene eines Mannes, der auf sein Recht pochte, alle Schiffe im Golf von Ababda zu entern, hieb Reginald auf Minea ein und brachte in seiner ersten Angriffserie einen schweren Treffer an. Scheinbar selbständig stieß der Anderthalbhänder vor und gegen den Hals Mineas. Röchelnd taumelte diese zurück. Nur dank ihrer außerordentlich guten Kettenhaube blieb ihr der vorzeitige, letzte Gang eines Helden erspart. Der wieder zu Kräften gekommene Akela schlug nun auf die ungeschützte Seite des Anführers der Piraten ein. Einmal, zweimal, aber ohne erkennbaren Effekt. Der dritte Hieb jedoch traf den Piraten am Kopf. Zwar trug Reginald einen Rundhelm mit Nasenschutz, doch die dreiste Attacke zwang ihn, sich wieder dem Diebesfürsten zuzuwenden.

Bevor Minea nachsetzen konnte, ließ ein gutturaler Schrei sie herumfahren. Keine Sekunde zu spät, denn vor ihr tauchte ein dunkelhäutiger, massiger Kerl auf, der eine Barbarenstreitaxt schwang und sie in einen tödlichen Zweikampf verwickelte. So tobte der Kampf auf dem Deck des Schiffs hin und her. Langsam aber sicher drängten die Männer der Gesichtslosen die Piraten zurück, doch solange ihr Anführer durchhielt, solange würden auch sie durchhalten. Mit vor Wut verzerrtem Gesicht schlug Reginald nun wieder auf Akela ein, in der Absicht, die Echse einfach über Bord zu werfen. Doch Akela zog hastig einen magischen Trank aus seinem Gürtel hervor und schüttete dessen Inhalt in seine Kehle. Umgehend tat der Waffenfertigkeitstrank seine Wirkung.

Mit neuem Eifer und Elan führte der Sharakine im Anschluss eine rasche Folge aus Angriffen, umtanzte die wilden Attacken seines Kontrahenten und setzte den ein- oder anderen Treffer an. Das Blatt schien sich endlich zu wenden. Illius seinerseits verzweifelte an seinem Gegner. Er wusste, er war schneller als dieser gnomenhafte Pirat. Doch ein jedes Mal, wenn er eine Attacke führte, die sein Gegenüber nicht parieren konnte, bewegte sich dieser in eine falsche Richtung oder die Waffe prallte wirkungslos an der Rüstung ab. Dann unterlief Minea im Kampf mit dem dunkelhäutigen Piraten ihren Gegner, wirbelte herum und enthauptete auch diesen mit einem einzigen Streich ihres magischen Katanas. Ungehindert schritt sie nun schweren Schrittes auf Reginald zu.

Wie es sich in den vergangenen Wochen bereits dutzende Male gezeigt hatte, waren die Gefährten im Team unschlagbar. Und so war es auch dieses Mal. Der vereinten Kampfkraft der beiden Recken war Reginald nicht gewachsen. Doch mit der Wut der Verzweiflung wehrte der Piratenfürst die auf ihn nieder prasselnden Attacken ab, bis ein wohlgeführter Schlag Akelas sein Ziel traf und ihn ein für allemal niederstreckte. Mit einem dröhnenden Krachen schlug der Mann samt Ritterrüstung schwer auf dem Deck auf. Endlich versetzte auch Illius seinem Gegner den tödlichen Streich. Sofort erlahmte der letzte Widerstand der Piraten. Das Deck des Schiffs war rot von Blut, als der Lärm des Kampfs verklang.

Erschöpft blickten die Recken sich um. Von den Piraten waren nur noch zwei am Leben. Sie selbst hatten vierzehn Mann verloren, darunter vier von der Besatzung. Die restlichen zehn entstammten der Familie der Seleukis. Doch zum Ausruhen blieb keine Zeit. Schließlich gab es ein zweites Schiff, das sie verfolgte und nur noch knapp drei Stunden hinter ihnen zurück war. Elbergratz übernahm das Kommando. Er ließ die Flagge ihres Schiffs am Mast des Piratenseglers hissen und dessen Segel setzten. Die toten Piraten wurden über Bord geworfen. Dann setzten sie die Segel und hofften, ihren Verfolger täuschen zu können. Mit Erfolg. Bald konnten sie beobachten, wie der zweite Piratensegler dem Kurs des anderen Schiffs folgte. Der Abstand wurde größer und größer, bis das Schiff in der Abenddämmerung am Horizont verschwand. Sie waren ihren Häschern entkommen. Zwar hatten sie einen hohen Blutzoll bezahlt, doch nun lag vor ihnen die freie See. Am Abend bestattete man die Toten und Leondir Elbergratz sprach als Kleriker des Nemirs ein paar letzte Worte, bevor man die Verstorbenen dem Meer übergab.
 
Schiffsreise nach Meridot (Tag 39-43)

Die restlichen Tage der Überfahrt verliefen glücklicherweise ereignislos. Die Gefährten und die anderen Besatzungsmitglieder verarzteten ihre Wunden und erholten sich vom Kampf. Akela traf mit den Witwen und Waisen der während des Kampfes getöteten Männer eine Übereinkunft. Er würde ihnen Wohnraum in Meridot und eine kleine Leibrente zur Verfügung stellen.

Das Wetter war gut, die Sonne schien strahlend vom blauen Horizont, der Wind blies beständig von Süden und sie kamen gut vorwärts. Doch die Untätigkeit, zu der sie für so lange Zeit an Bord des Schiffes verdammt waren, zehrte in den folgenden Tagen an ihren Nerven. Akela und Illius waren begierig darauf, Meridot wiederzusehen. Was war in der Zeit ihrer Abwesenheit geschehen? Stand der Seidene Turban noch und hatten sich die Männer der Gesichtslosen in den zahlreichen Konflikten, die in der Stadt tobten, behaupten können? Oder würden sie nur noch Verwüstung, Ruinen und Leichen vorfinden? Minea ihrerseits konnte es nicht erwarten, ihre Rolle als Waldläuferin endgültig abzulegen und als Lady Dera Desdemonea mit dem Auge der Götter nach Abagail zurückzukehren. Anderthalb Monate waren die Gefährten nun zusammen gereist. Hatten Abenteuer bar jeder Vorstellungskraft erlebt, Freud und Leid geteilt und Geschichten entblößt, von denen sie zu Beginn ihrer Reise nicht zu träumen gewagt hatten. Doch was würde die Zukunft bringen?


Rückkehr nach Ababda (Tag 44)

Am Nachmittag tauchte die Küstenlinie am Horizont auf. Ein wenig später sahen sie die Stadt. Als sich die ersten Einzelheiten aus dem Dunst schälten, trauten sie ihren Augen nicht. Die weiße Stadt, die Perle des Schwarzen Kontinents sah an vielen Stellen grau und schwarz aus. Feuer hatten offenbar manche Stadtviertel verheert. Illius sah dichte Rauchschwaden, die aus einem der vier Magiertürme quollen, die die Stadt überragten. Fässer, Planken und andere Überreste untergegangener Schiffe trieben in ihrem Fahrwasser. Dann sahen sie den Mann. Er saß auf einem Floß und winkte. Elbergratz, der neben den Gefährten stand und seinen Blick über den Horizont schweifen ließ, gab Befehl, den Mann an Bord zu nehmen. Und so geschah es.

Der Mann entpuppte sich als Bangoolischer Seefahrer, dessen Schiff bei der Ausfahrt aus der Stadt von Katapulten beschossen und versenkt worden war. Als der Seefahrer die fragenden Blicke der Anwesenden spürte, holte er weiter aus. Nach dem plötzlichen Tod des Sultans brach Chaos in der Stadt aus. Die ersten Gerüchte ließen darauf schließen, dass er von einem Vampir getötet worden war. Der Verwalter des Reichs, Scheich Rasam schickte daraufhin die Stadtwache in die Kanalisation. Durch einen Kleriker des Hönurs hatte man von der Existenz eines alten Vampirs erfahren, der sich in der Kanalisation der Stadt zum Anführer der Nachtfischer aufgeschwungen hatte. Niemand sah auch nur eine der Wachen die Kanalisation wieder verlassen. Stattdessen strömten in der Nacht darauf zahlreiche Vampire aus den Kanalisationsschächten der Stadt und griffen die Menschen auf der Straße und in den Häusern an. Zahlreiche Menschen flohen in den folgenden Tagen aus der Stadt.

Als dann noch eines Abends einer der vier Magiertürme, die hoch über der Stadt aufragten, in Flammen aufging und die Menschen den Kampf zweier Magier hoch über der Stadt bestaunen durften, nahm das Chaos überhand. Offenbar hatten die Vampire auch den Verwalter des Reichs durch ein Attentat getötet, denn ein Magier namens Rassan Hamilka übernahm kurz darauf das Kommando über die Stadt. Die noch verbliebenen Gardisten und Beamten zogen sich in den Westen der Stadt zurück.

Im Hafen übernahmen die Söhne der Krähe das Kommando. In anderen Stadteilen teilten sich verschiedene Gilden und lokale Adelige die Macht, vereint im Kampf gegen die Vampire, die des Nachts aus der Kanalisation kommend, die Stadt heimsuchten. In dieser Situation hatte der Kapitän des bangoolischen Klippers entschlossen, die Stadt zu verlassen. Da sie von den Söhnen der Krähe jedoch keine Ausfuhrgenehmigung erhalten hatten, waren sie mit Katapulten beschossen worden, die zuvor gekapert worden waren. Nachdem der Mann geendet hatte, schauten die Gefährten sich düster an. Sie beschlossen, zeitnah in der Nähe der Küste zu ankern und durch die Mangrovenwälder zu wandern, um so in die Stadt zu gelangen. So geschah es. Luristan sollte die Koordination der Männer und Frauen übernehmen.

Die Gefährten hingegen wollten ein letztes Mal zusammen aufbrechen und als Vorauskommando den Weg zum Seidenen Turban ausspähen. Minea wollte Hansgar Althuser, den sie vor drei Wochen im Seidenen Turban zurückgelassen hatten zum Schiff zurückbringen. Akela und Illius verabschiedeten sich herzlich von Leondir Elbergratz und der Mannschaft. Dann ruderten sie im Licht des vollen Mondes an Land. Bald darauf waren sie in den tiefen Schatten des Mangrovenwalds verschwunden. Unter der Führung der beiden Diebe, die sich in der Umgebung auskannten, eilten sie vorbei an den kleinen Hütten der Krabbenfischer, die hier und dazwischen den verwachsenen Stämmen der alten Bäume standen.

Schließlich erreichten sie Scherenhütt, die kleine Siedlung vor der Stadt, die im Schatten der hoch aufragenden Stadttore lag. Die Tore waren in der Nacht geschlossen. Aufmerksam spähten sie in die Dunkelheit. Alles schien normal. Vereinzelte Bewohner saßen vor den kleinen zusammengezimmerten Hütten. Hunde streunten durch die Dunkelheit und Herdfeuer spendeten ihrer Umgebung ein schummriges Licht. Leise schlichen sie zum „Alten Krabbenfischer“ einer Kaschemme, die direkt an der Stadtmauer lag. Auch hier schien alles seinen normalen Gang zu gehen. Von den Geschehnissen der vergangenen Tage war hier vor der Stadtmauer nichts zu sehen. Entschlossen betraten sie die Kaschemme. In Diebeskreisen war es ein offenes Geheimnis, dass der Wirt für einen gewissen Obolus Eintritt in die Stadt gewährte. Im Keller des Krabbenfischers gab es einen geheimen Durchgang, der in die Kanalisation der Stadt führte.

Die Taverne war gut gefüllt, doch sie fanden ein Plätzchen. Illius ging zur Theke, um einen Plausch mit dem Wirt zu suchen. Der wies ihn jedoch rüde ab, lenkte die Aufmerksamkeit des Assassinen allerdings gleichzeitig auf einen Mann, der an der Theke saß und den Wirt nicht aus den Augen zu lassen schien. Scheinbar zufrieden mit dem Ausgang des Gesprächs zog Illius sich zurück. An ihrem Tisch angekommen, erklärte er gerade die Situation, als eine Schankmaid erschien und ihnen den bestellten Met auf den Tisch stellte. Unter Illius Becher befand sich ein Zettel.

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Eine Nachricht vom Wirt. Sie entschieden, zu zweit zu gehen und Minea wartete gerne in der Taverne auf die Rückkehr der beiden. Umgehend verschmolzen Akela und Illius mit ihrer Umgebung, durchquerten unauffällig den Raum und verschwanden durch die Hintertür. Minea hielt währenddessen den seltsamen Mann im Blick, der an der Theke saß. Warum nur hatte der Wirt solch eine Angst vor ihm? Mit einem Mal richtete der Mann einen Blick auf sie.

Draußen, in dem kleinen Hof hinter der Taverne, roch es nach Urin und Erbrochenem. Zwei Klohäuschen standen unmittelbar neben der Stadtmauer. Während Akela im Schatten verschwand und die Szenerie überblickte, betrat Illius eines der Häuschen. Der Geruch war überwältigend, doch kämpfte der Assassine den Wunsch nieder, sich zu übergeben. Kurz danach öffnete sich die Tür zur Taverne erneut. Der Wirt kam heraus ging zielstrebig auf die Tür neben Illius zu und betrat den Abort. Illius kannte den Wirt von einigen Begegnungen in der Vergangenheit. Er hatte ihn noch nie in so einem desolaten Zustand gesehen.

Leise flüsternd begann der Wirt, die Situation zu schildern. Der Zugang zur Kanalisation war den Dieben nun verwehrt. In der Nacht waren einige Vampire in der Taverne aufgetaucht und hatten die Tochter des Wirts in ihre Gewalt gebracht. So zwangen sie ihn, ihre Befehle zu befolgen. Zwei der Untoten befanden sich im Obergeschoss und einer war der seltsame Mann im Schankraum. Der Wirt wusste keinen Rat, doch Illius erklärte ihm, die Gefährten würden sich um das Problem kümmern. Rasch verließ der Mann den Ort und die Diebe folgten ihm mit ein wenig Abstand. Doch als sie die Taverne wieder betraten, hatte sich das Szenario geändert.

Der Mann an der Theke war verschwunden und die Waldläuferin ebenso. Fieberhaft suchten sie den Raum mit ihren Augen ab. Doch wo auch immer die beiden hin waren, hier waren sie nicht. Dann fing Akela den Blick der Schankmaid ein, die ihn mit ihren Blicken auf die Tür zum Keller lenkte. Umgehend begaben sich die beiden zum Treppenabsatz und schlichen hinunter. Der Keller war kühl und feucht. Ein Raum führte von einem niedrigen Gang ab. Daraus ertönten Stimmen. Lautlos stahlen sie sich weiter heran und blickten um die Ecke in einen Lagerraum. Auf einer großen Kiste saß Minea. Sie hatte ihre Waffen abgelegt und erklärte dem Vampir gerade, wer sie war und welche Gründe sie hierher geführt hatte. Der Vampir hatte sie paralysiert.

Illius zog seinen Dolch und schlich von hinten an den Untoten heran. Der jedoch fuhr mit gezogenem Lakir herum und vereitelte die Pläne des Assassinen. Mit einer Handbewegung bedeutete der Vampir Minea, ihre Waffen zu packen und gegen die beiden Vampire vorzugehen. Gezwungen unter dem Bann des Vampirs kam Minea der Bitte nach und griff umgehend den Sharakinen an.

Ein wilder und ungleicher Kampf entbrannte. Immer wieder wich Akela der magischen Klinge Mineas aus, während Akela den Vampir mit seinen Wakizashis anging. Beide wussten, wenn eine von Mineas Angriffsserien gegen Akela Erfolg haben würde, würde das sehr wahrscheinlich den Kopf des Sharakinen kosten. Ein schneller Streich des Assassinen huschte mit einem Mal an der Deckung des Vampirs vorbei und schnitt ihm tief in den Hals. Überrascht taumelte er zurück. Mit einem Mal fiel der Bann von Minea ab. In der nächsten Sekunde sah sich der Untote drei zu allem entschlossenen Abenteurer gegenüber. Kurz darauf hatte die Waldläuferin ihm das Haupt vom Körper getrennt.

Sie horchten, doch nichts geschah. Umgehend kehrten sie nach oben in den Schankraum zurück. Sie gaben dem Wirt ein Zeichen, die Tür zum Keller zu verschließen und schlichen in den ersten Stock. Dort horchten sie an den vier Türen. Hinter zweien befanden sich Vampire. Der ein bewachte die Tochter des Wirts, während der andere sich gerade über einen Reisenden in einem der Gästezimmer hermachte. Sie postierten sich, zählten bis drei und brachen dann die Tür auf, hinter der sie die Tochter vermuteten.

Der Vampir saß in einem Sessel und machte einen ziemlich überraschten Eindruck, als zwei der Gefährten mit gezogenen Waffen hereinstürzten. Doch währte der Moment nicht lange und mit zwei vergifteten Dolchen in den Händen leistete die widernatürliche Kreatur tapfer Widerstand. Auch wenn sie am Ende den Kürzeren zog. Minea ihrerseits wartete, bis der zweite Vampir aufgrund des plötzlichen Lärms die Tür aufzog. Dann drosch sie mit ihrem Samuraischwert auf ihn ein und drängte ihn in den Raum zurück. Wie sie bereits vermutet hatte, lag die Leiche einer blutbesudelten Frau in dem Bett. Wütend trieb die Waldläuferin den Untoten vor sich her. Mit einem verzweifelten Sprung durch das Fenster versuchte der sich im letzten Moment zu retten, doch zu spät. Auch dieser Vampir wurde von Minea enthauptet.

Im anderen Zimmer hatten die beiden Diebe ihren Gegner ebenfalls bezwungen. Vor Grauen erstarrt hatte die Tochter des Wirts die Geschehnisse von ihrem Bett beobachtet. Doch als sich in ihrem Geist festgesetzt hatte, dass die Gefährten ihr freundlich gesonnen waren, zeichnete sich grenzenlose Erleichterung in ihrem Gesicht ab. Als dann noch ihr Vater die Treppe heraufeilte und sie in die Arme schloss, war sich sicher, dass die Gefahr ausgestanden war. Die Freude des Wirts war grenzenlos und er sagte den Dieben fortan eine kostenfreie Passage in die Stadt für den Rest seines Lebens zu. Akela lächelte, als er an seine Männer und ihre Familien dachte, die auf ihre Rückkehr warteten. Genau das konnte er jetzt gebrauchen. Doch zuerst einmal wollten sie schauen, ob der Turban noch stand. Sie verabschiedeten sich, gingen in den Keller zurück und öffneten unter der Anleitung des Wirts die Geheimtür. Bei der Gelegenheit gab er Akela einen „Schlüssel zur Stadt“ wie er es nannte. Mit diesem konnte man die Geheimtür auch von der anderen Seite her öffnen. Dann waren die Drei auch schon hindurch. Unter der Führung der beiden Diebe erreichten sie knapp eine Stunde später den Seidenen Turban. Auf dem Weg hatten sie einen Grad der Verwüstung gesehen, den sie nicht für möglich gehalten hätten. Ausgebrannte Häuser säumten manche Straßen. Hausrat war auf die Straße geworfen worden und dort liegengeblieben. Sie sahen tote Tiere und auch den ein oder anderen toten Menschen auf der Straße liegen. Personen waren zu solch später Stunde so gut wie keine draußen unterwegs.

Doch im Turban brannte Licht und als die Anwesenden erkannten, wer da zu solch später Stunde die Taverne betreten hatte, brach großer Jubel aus.


Ende des ersten Teils
 
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