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Kartenspiel 5 Minute Dungeon - Kosmos

sonic_hedgehog

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Titel: 5 Minute Dungeon
Autor: Connor Reid
Gestaltung: Alex Diochon
Spieleranzahl: 2-5
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Verlag: Kosmos Spiele
Erscheinungsdatum: Mai 2017

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Es war der 2. Dezember 2016, als auf Kickstarter die Erfolgsmeldung verkündet werden konnte:
„Erfolgreich finanziert - 7.966 Unterstützer haben 388.346 CA$ beigetragen!“
Mit fast dem zehnfachen der als Mindestsumme avisierten Summe konnte die Produktion von 5 Minute Dungeon gestartet werden.

Und ein knappes halbe Jahr später: Der Verkaufsstart der deutschen Ausgabe im Kosmos Verlag – die nun vor mir zur Rezension liegt.

Worum geht es?


Gemeinsam kämpfen sich zwei bis fünf Spieler durch fünf Dungeons, die (so wörtlich die Anleitung) gespickt sind mit fiesen Hindernissen, gefährlichen Monstern und irren Personen. Pro Dungeon haben die Spieler fünf Minuten, sich durch die Gegnerscharen zum Endgegner (Boss) vorzuarbeiten und diesen zu besiegen. Gleichzeitig und kooperativ müssen die Spieler versuchen, die für die Überwindung des Gegners notwendigen Karten aus Ihrer Hand abzulegen und die Spezialfertigkeiten der gewählten Charaktere möglichst ideal zu nutzen. Klappt das innerhalb der Zeitvorgabe – ab in den nächsten Dungeon. Klappt es nicht – nun dann erwartet die Charaktere die ewige Verdammnis im Dungeon – und die Spieler haben das Spiel verloren.

Ein kühler Blick auf die Spielmechanik:


5 Minute Dungeon ist, trotz Auslage der Helden- und Boss-Tableaus, ein astreines Kartenspiel. Auf den Gegnerkarten sind bis zu fünf verschiedene Symbole (Schriftrolle, Sprung, Schwert, Schild, Pfeil) in unterschiedlicher Menge und Zusammenstellung aufgetragen, die von den Spielern mittels der entsprechenden Handkarten bedient werden müssen. Zusätzlich sind die Gegner in Kategorien unterteilt (Hindernisse, Personen, Monster, Mini-Bosse). Diese Kategorien sind spielrelevant, da sie alternative Möglichkeiten als das Bedienen der Symbole zur Elimination der Karten eröffnen. Ereignisse führen zu überraschenden Änderungen im Spielablauf, beispielsweise in den Kartenhänden der Spieler.
Die Spielerkarten: Die 5x2 unterschiedlichen Helden sind mit 5 unterschiedlichen Kartensätzen ausgestattet – so enthält der Kartensatz der Nahkampfcharaktere Barbar und Gladiator einen höheren Anteil an Schwertern, der des Magiers oder der Zauberin einen höheren Anteil an Schriftrollen. Daneben enthalten die Kartensätze noch Sonderkarten – im Fall des Magiers beispielsweise magische Bomben, Feuerbälle oder Gegenzauber zu Ereignissen. Die Heldentableaus geben jedem Spieler zusätzlich eine Sonderfertigkeit, die einzelne Gegner ausschaltet, auch wenn man die geforderten Karten nicht in Händen hält oder ein schnelleres Durcharbeiten des Nachziehstapels ermöglichen.

Das alles ist schön in die Thematik eingebettet. Beispiel Sonderfertigkeiten– so ist der Gladiator beispielsweise furchteinflößend – durch Abwerfen von drei beliebigen Karten kann er eine Person besiegen; die Jägerin ist tierlieb und kann 3 Karten ablegen (quasi den sie begleitenden Tiger losschicken) um einen beliebigen Spieler 4 Karten ziehen zu lassen (Guck mal, was die Katze anschleppt).

Das alles ist im Grunde einfach – wäre da nicht das Zeitlimit. Unter Druck ist das einfachste schwierig...

Wie muss man sich das vorstellen
?

Eine typische Runde beginnt mit der Verteilung der Heldentableaus und der passenden Kartensätze. Abhängig von der Spielerzahl und dem gewünschten Grad der Herausforderung wird die Zahl der Handkarten und die Menge und Art der Gegnerkarten festgelegt. Ist alles vorbereitet, startet man den Timer – sei es eine Eieruhr oder aber die für Android und iOS zur Verfügung stehende (englischsprachige) App.
Dann wird der erste Gegner aufgedeckt – hier nun „Eine lächerlich hohe Eiswand“ - ein Hindernis, für dessen Überwindung drei Sprungkarten benötigt werden. Haben die Spieler diese auf der Hand oder spielt jemand den Ninja (Sonderfertigkeit Supersprung – Werfe drei Karten ab und überwinde ein Hindernis) – dann ist alles Topp – die ausgelegten Karten und der Gegner werden beiseite gewischt und die nächste Karte aufgedeckt. Aber damit geht es meist schon los: Paladin, Zauberin und Gladiator haben natürlich nur zwei Sprungkarten auf der Hand. Nach deren Ablegen, darf zwar die Hand wieder aufgefüllt werden – aber was, wenn niemand eine dritte Sprungkarte nachgezogen hat? Dann heißt es improvisieren. Denn man darf nicht einfach Karten abwerfen – entweder nutzt man eine Sonderfertigkeit (die aber eben auch passen muss), oder man findet etwas anderes auf der Hand. Da ruft der Spieler der Zauberin: Ha – ich habe da noch eine magische Bombe (zählt als alle 5 Ressourcen auf einmal) – das löst das Problem, ist aber Verschwendung. Aber irgendwas ist ja immer. Weiter im Spiel, nächste Karte: Ein Barb-Irrer, Person, zwei Schwerter und ein Schild. Und der Blick auf die Uhr: Wie, schon 20 Sekunden um. Das muss schneller gehen, schließlich sind es zu dritt schon beim ersten Dungeon im leichtesten Modus 18 Gegnerkarten und der Boss selbst. Und 19 x 20 Sekunden sind 380 Sekunden – wir haben aber nur 300!

5 Minute Dungeon ist ein schnelles Spiel, das eine gewisse Stresstoleranz voraussetzt. Es gilt, möglichst schnell die eigene Hand zu erfassen, mit den geforderten Karten abzugleichen und nicht zu vergessen, sich abzusprechen. Ist es besser die magische Bombe zu spielen oder 5 Einzelkarten? Das weiß wahrscheinlich keiner, aber die magische Bombe als vierte Karte zu spielen und dann an der nächsten Karte aufgrund fehlender Schwerter zu scheitern, das kann auch mal Frust auslösen. Nicht ungewöhnlich für ein Kartenspiel ist der deutliche Glücksfaktor, der aber auch einen Gutteil der Varianz und Wiederspielbarkeit ausmacht.

Auch wenn 5 Minute Dungeon auf den ersten Blick nur wie ein Spiel zur Auflockerung zwischendurch wirkt – das täuscht. Mit steigendem Schwierigkeitsgrad erfordert es durchaus Übung – wir selbst haben den fünften Endgegener bisher nur in der Packung gesehen. Das liegt primär an der Zeitvorgabe, die wirklich sportlich ist – aber auch an den Spielern und einzelnen kleinen Unausgewogenheiten des Spiels. Die Spieler sollten tunlichtst auf schnelle und präzise Kommunikation achten – und darauf, die Karten neben und nicht etwa auf den aktuellen Gegner zu werfen – denn schwupps ist abgedeckt, welche Karten noch benötigt werden. Gerade für Schafkopf- oder Skatspieler nicht trivial, da man instinktiv immer alles auf den Haufen in die Mitte wirft, man bedient ja… Dem Spiel ist vorzuwerfen, dass die Sonderfertigkeiten nicht ganz ausgewogen scheinen. Sicher ist es nett, Personen ohne auf passende Symbole achten zu müssen mit drei beliebigen Karten aus dem Weg zu räumen – regelmäßig am wertvollsten war aber bei uns die Fähigkeit der Jägerin, Karten nachziehen zu lassen (auch wenn sich das mit steigender Gegnerzahl noch ändern könnte, wenn irgendwann der Nachziehstapel zur Neige geht). Auch die Karten sind leider mitunter ein Hemmnis. Während die fünf Hauptsymbole groß und schnell zu erfassen sind, muss man sich mit den Spezialkarten beschäftigen. Am besten vorab, denn im Spiel Kartentexte zu lesen, ist ein sicherer Weg in den Untergang. Nur: Will ich wirklich Karten auswendig lernen, wenn das ganze Spiel doch auf Geschwindigkeit und Spaß beruht?

Aber letztlich sind das, obwohl ich so viele Sätze darauf verwendet habe, Kleinigkeiten. Übung macht auch hier den Meister. 5 Minute Dungeon ist ein Riesenspaß. Nie habe ich erleben müssen, dass das Spiel nach einem Scheitern im Dungeon zur Seite geräumt worden wäre. Der Ehrgeiz ist immer geweckt, eine Revanche gegen das Spiel wird sofort gefordert. Die fünf Minuten gönnen wir uns noch...

Auch die Ausstattung des Spiels ist gut – zwar fehlen verständlicherweise die Kickstarter exklusiven Zusatzkarten und die spezielle Ausstattung – die Karten sind aber guter Qualität, die Tableaus stabil und das Artwork gelungen. Alles passt gut in die quadratische Box (deren extrem bunte Gestaltung Geschmackssache ist, aber zum restlichen Artwork passt), wer Dominion kennt, wird die Art der Kartenunterbringung bereits kennen. Der Humor muss einem gefallen, wer aber im Fantasy-Genre nicht ganz unbeleckt ist und mit parodistischen Ansätzen keine Probleme hat, der wird sicher den ein oder anderen Lacher erleben – wobei während des Spiels auf die Karten zu achten ein sicherer Weg zum Verlieren ist.

Fazit:


5 Minute Dungeon ist ein schnelles und spannendes Familienspiel, das schnell aufgebaut (verteilt!) ist und im Idealfall 30 Minuten dauern würde (5x5 plus Umbauphasen) – in der Praxis aber meist mehr als 5 Runden gespielt wird. Unter dem sehr gelungenen thematischen Anstrich ist es ein schnell zu erlernendes Bedien-Kartenspiel (gibt es den Begriff?), das aufgrund der steigerbaren Herausforderung und der zufälligen Verteilung der Gegner einen hohen Wiederspielwert hat, der einzig durch die begrenzte Zahl der unterschiedlichen Karten etwas eingeschränkt wird (der letzte Endgegner im schwersten Modus benötigt alle vorhandenen Karten – aber auch hier bleibt die Reihenfolge ja zufällig). Dabei erfordert das Spiel keine langfristigen strategischen Erwägungen, sondern einzig kurzfristige Taktik und schnelle Entscheidungen – weswegen es auch schnell erklärt ist und damit auch außerhalb regelmäßiger Spielrunden auf den Tisch zu bringen ist. Eine Warnung sei nur für diejenigen ausgesprochen, die entweder nicht unter Druck spielen wollen oder die grundsätzlich Probleme mit Unwägbarkeit aufgrund eines hohen Glücksfaktors haben. Alle anderen sollten einen Blick riskieren!

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[45/50] - Spielspaß
[17/20] - Spielthema/-regeln
[18/20] - Ausstattung
[9/10] - Peis/Leistungs-Verhältnis
89% - gesamt

Und ein herzliches Dankeschön an den Kosmos-Verlag, der das Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
 

sonic_hedgehog

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Auch hier wird es nach den Feiertagen und den Familienbesuchen Zeit für ein Update aufgrund der neuen und zwischenzeitlich gewonnen Erfahrungen.

Einen Punkt, den ich in der ursprünglichen Rezension, vermutlich auch mangels Spielpraxis, nicht ausreichend herausgearbeitet hatte, ist die etwas überraschende Skalierung: Wir hatten das Gefühl, das Spiel sei mit allen Spielerzahlen ungefähr gleich fordernd. Tatsächlich muss ich diesen Eindruck etwas revidieren: Mit steigender Spielerzahl wird es tendenziell etwas leichter, aber nicht weniger hektisch und lustig!

Bestätigen kann ich hingegen: Bisher habe ich noch niemanden getroffen, dem das Spiel nicht gefallen hat. Rollenspieler, Vielspieler und Familenspieler reinsten Wassers - bei jedem trifft es einen gewissen Nerv.

Also, wie bereits gesagt, eine Empfehlung meinerseits!
 

Luzifer

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Das Spiel gibt es aktuell für 11,99 bei Amazon. Ein ziemliches Schnäppchen. Gab es letzte Woche auch schon mal und da habe ich es bestellt und gestern gleich testen können.

Ich hatte es am Wochenende zufällig auch mitangesehen, wie es auf der Offenbach SPIELT gezockt wurde. Von außen sah es hektisch und irgendwie auch langweilig aus aufgrund der Wiederholung: Es liegt eine Bedingung auf dem Tisch. Außen herum suchen die Leute ihre Handkarten ab und legen Karten auf den Tisch... nächste Karte mit neuen Bedingungen. Da hab ich mich schon geärgert.

Dann kam gestern unsere erste Runde und die hat mich wieder versöhnt. Die Hektik bleibt (obwohl ich es gar nicht so schlimm empfand) und der Zeitdruck ist ein notwendiger Teil des Spiels. Als Spieler empfand ich es plötzlich überhaupt nicht mehr langweilig Karten zu ziehen und meine Karten nach möglichen Synergieeffekten abzuscannen.

"Ich hab ein Schild
Ich hab ein Schwert
Wir brauchen einen Pfeil! Wer hat einen Pfeil?
Ich nicht!
Nur noch 2 Minuten!
Walküre, setz deine Sonderfähigkeit ein, damit wir zwei ziehen können!
Ich hab immer noch keinen Pfeil.
Ver#&$XX#!!!
Ok, dann halt doch: Ich kann das Monster mit dem Feuerball direkt besiegen."

Die beiden anderen: "Mach!"

Es wird tatsächlich auch sehr viel gebabbelt im Spiel. :D
Der Schwierigkeitsgrad ist auch deutlich steigend von Boss-Dungeon zu Boss-Dungeon. Bei Boss #3 sind wir dann hängen geblieben und zu Dritt mehrfach gescheitert, bis uns die abendliche Zeit auch davon lief und die Leut weg mussten. Schließlich hatten wir es als Absacker gespielt.

Es ist also fordernd, adrenalinfördernd, macht Spaß, braucht keine Grübelei, ist auch aktiongeladen und dauert nur 5+3 Minuten (Zauberer und andere Karten können die Zeit anhalten, also dauert eine Runde meist länger als 5 Minuten). Ein tolles Spiel für Zwischendurch.

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Feuertraum

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Auch wenn ich die Beiträge allesamt unterschreiben möchte, so will ich dazu sagen, dass wir sämtliche Level immer geschafft haben. Unabhängig, ob wir 3,4 oder 5 Spieler gewesen sind. Interessant war jedoch, dass wir Level 1 und Level 2 grade so eben von der Zeit gepackt haben, die restlichen Level jedoch teilweise noch 90 - 120 Sekunden übriggeblieben sind.
 

Luzifer

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Wow. Das ist dann überragend und /oder ihr seid gut eingespielt.

Bei uns ist es immer mal unterschiedlich. Nur die Hektik, der Spaß und eine tiefe Befriedigung bleiben, wenn es durch uns geschafft wurde.
Letztens haben wir es auf die letzten 2 Sekunden geschafft! Das war fast wie in jedem beliebigen 90er Jahre Thriller, als der Atombombentimer bei 0:01 gestoppt wird. einfach super :D
 
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