AW: 4.0 oder 3.5
Nun ja, World of Warcraft hat das Segment für einen Massenpublikum und eine jüngeren Generation geöffnet, aus Sicht der Verlage ist es natürlich reizvoll diesen Konsumentenkreis anzusprechen. Und wer fast nur noch mit Fernsehen, Konsole und Computer aufgewachsen ist, den kriegt man nun mal schwerer dazu sich die Zeit zu nehmen als bei denjenigen, die hauptsächlich mit Büchern aufgewachsen sind.
Nun, da Ich mich mit meinen zarten 18 jahren frecherweise zu jener Generation zähle, muss Ich dir wohl oder übel widersprechen
Ich habe mich im Laufe der Jahre schon durch so manchen Wälzer gequält, unter anderem durch die 4. edition (bevor sie so oft neu aufgelegt wurde) von Shadowrun, welche noch nicht einmal besonders viel Sinn ergeben hat, aus Regeltechnischer sicht. Weitere Wälzer stehen auch noch auf meiner imaginären Checkliste.
Es ist schade dass aus unserer Sicht liebenswerte Eigenschaften deswegen dran glauben müssen - wünschenswert aus Spielersicht, wäre meiner Meinung nach genau jetzt der Fork(*), den D&D mal für eine Weile durchzogen hat: D&D nach vereinfachten Regeln für das jüngere Massenpublikum, AD&D für die alten Hasen. So würde der Verlag weiterhin beide Kreise ansprechen.
Das wäre eine klasse Idee, würde ich sofort unterstützen, wenn die Wizards das machen würden (tun sie aber atm nicht, weshalb Ich einfach die Versionen 3 und 4 parallel zueinander spiele)
Ob das allerdings auch aus ökonomischer Sicht noch Sinn ergibt ist leider fraglich, denn der Konsumentenkreis, der im P&P traditioneller-weise auch den intellektuellen Anreiz schätzt anstatt den schlichten Zeitvertreib zu sehen und darum auch gern bereit ist mehr Zeit zu investieren, ist aus mehreren Gründen eine langsam aber stetig schrumpfende Größe.
Ich denke du betrachtest das ganze von einem zu engen Standpunktaus. Bei der 4. Edition haben sie nicht nur versucht neue Spielergruppen durch Vereinfachung zu erschließen, sondern auch den Spielfluss zu verbessern. Durch die Vereinfachung des Regelwerks erspart man sich (und ich spreche hier durchaus auch aus Erfahrung) die endlosen Regeldiskussionen und das langwierige Nachschlagen danach.
Interessant finde ich allerdings dass sich Alle nur beschweren wie stark DnD vereinfacht wurde - fast so, als hätte sich noch Niemand damit ernsthaft auseinandergesetzt, sonst würde es hier vermutlich etwas anders aussehn.
Das größte Problem das ich persönlcih bei der 4.Edition sehe, ist eine sehr zweischneidige sache: Viele andere Systeme (DSA, Shadowrun, etc.) zwingen den Spieler zum Rollenspiel, sagen quasi "du bist, was du kannst". Ein Beispiel: Ein Jäger in DSA kann mit Pfeil und Bogen umgehen, fährtenlesen, Sternedeuten, Fallen Stellen, etc., während ein Ritter Reiten kann, mit dem Schwert kämpfen und so weiter.
Die dritte Edition hat dieses Konzept (in etwas geringerem ausmaß) auch verfolgt. Die 4.Edition gibt dem Spieler im gegenzug dazu nahezu keine rollenspielerischen Anregungen/Vorschriften, sondern nur Klasse, Rasse und Stufe. In anderen worten: Neueinsteiger im P&P werden vermutlich eher eine Offline-Variante von Diablo spielen, als ein tatsächliches Rollenspiel, weil keine Vorgaben und Regeln in der Hinsicht vorhanden sind.
Ich kann mir wirklich gut vorstellen dass viele leute das auch genauso sehen werden: eine Offline-Variante von Diablo. Ich für meinen Teil sehe das aber lieber so: die Wizards haben einem im Prinzip die möglcihkeit gegeben seinen Charakter komplett frei zu gestalten, in jeder Hinsicht (nein, im Ernst, in JEDER hinsicht, man ist nur durch seine Klassenvorgaben ein bisschen eingeschränkt, das ist alles). Also wenn man Rollenspiel ohne Regelbeschränkungen Spielen will ist die 4.Edition sogar eher von Vorteil, da die Regeln hauptsächlich den Kampf abdecken (und einem damit wie gesagt freie Hand beim Rollenspiel geben).