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Dreihundert wackere Recken, die todesmutig einer ganzen Armee von Invasoren trotzen? Was für ein Stoff für einen Monumentalfilm!
Aber die Comic-Legende Frank Miller zierte sich lange, bis er die Rechte am Schlachtenstrip "300" an Hollywood verkaufte. [...]
Es ist das Epos des spartanischen Kriegsherren Leonidas, der nicht bereit ist, sich den Truppen der Perser zu ergeben. In einer Felsschlucht warten er und 299 Getreue auf das Erscheinen der feindlichen Truppen. Sie sind in der Unterzahl. Doch sie haben taktisches Geschick, Kraft, Mut - und keine Angst zu sterben. "Wenn diese Männer keine Helden waren", sagt Miller, "dann gab es niemals Helden. Nirgendwo."
Miller liebt solche Helden. Der in Comic-Kreisen verehrte Zeichner, der unter anderem die späten "Batman"-Alben schuf, erzählt gerne von rauen Männern, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Seine Helden glauben an etwas und verteidigen es unter Lebensgefahr. Miller zeichnet seine grafischen Erzählungen in suggestiven, martialischen Bildern voller Licht und Schatten, deren eigenwillige Komposition und Farbgebung bis heute oft kopiert, aber letztendlich nie erreicht wurden.
Als Kind hatte Miller den B-Film-Klassiker "Der Löwe von Sparta" von 1962 gesehen - die Legende der drei zu allem entschlossenen Hundertschaften ließ ihn nicht mehr los. "Militäthistorie ist meine Leidenschaft.", sagt er, "Mein Fokus gilt dem antiken Griechenland. Ich habe mich intensiv damit beschäftigt, mir die Schauplätze der Schlachten angesehen. Diese Teile der Geschichte sprechen mich persönlich an. Sie erzählen von dem, was wirklich ist im Leben."
Aber nicht jede historische Information hat den gleichen Wert. Vereinfachungen sind - im Comic wie in Hollywood - einfach unvermeidlich: Tatsächlich hatten sich 480 vor Christus im engen Thermopylen-Pass in Böotien 300 Spartaner unter der Ägide von König Leonidas eingefunden. Dort wollten sie den Durchmarsch der persischen Truppen bremsen. Aber gemeinsam mit ihnen stritten damals rund 4000 weitere Kämpfer: Tegeaten, Matineer, Arkadier, Korinther und Thespier. Die persische Armee verlor fast 20000 Mann. Trotzdem sehen Militärhistoriker in der Schlacht von Thermopylen bloß eine sinnlose Kamikaze-Aktion. Die persischen Invasoren wurden erst später von den Athenern in den Schlachten von Salamis und Plataiai zurückgedrängt. Auch waren die Spartaner keineswegs so vorbildliche Humanisten und Demokraten wie in "300" dargestellt. Zumindest mit ihrer Praxis, behinderte Säuglinge zu töten, um ihre vermeintliche Herrenrasse nicht genetisch zu verwässern, gelten die Krieger als Vorlbild der Nationalsozialisten.
Doch ein Sandalenfilm aus Hollywood ist kein Geschichtsseminar. Es geht um Spannung, Pomp und Abenteuer. Die Zeiten von "Ben Hur" und "Quo vadis" sind allerdings vorbei. Selbst die Ähnlichkeiten zum "Gladiator" beschränken sich darauf, dass Leonides gerne mal dekorativ im Weizenfeld herumsteht. "300" ist statt dessen ein Antiken-Spektakel des 21. Jhdts., das komplett im Studio gedreht wurde. Sämtliche Hintergründe und Kulissen sind computergeneriert. Eine uralte Geschichte in hypermodernem Design also.
60 Tage lang agierten die Schauspieler und Statisten in einer Halle vor dem Green Screen, die digitale Nachbearbeitung dauerte fast 1 Jahr. Die Grenze zwischen Kriegsfilm und Video-Kunstwerk ist bei "300" fließend - die Schauspieler nur Bestandteile eines visuellen Gesamtkunstwerks. Gerard Butler (Leonidas) erbrachte seine größte Leistung nicht vor der Kamera, sondern in den Monaten vor dem Dreh: Der Schotte trainierte sich extrem eindrucksvolle Muskelpakte an und übte täglich mehrere Stunden lang den Schwertkampf.
Wie bereits bei "Sin City" ist "300" eine optisch kongeniale Umsetzung der Comic-Vorlage. Weil Regiseur Zack Snyder diese buchstäblich spartanische Story problemlos in 300 Sekunden hätte erzählen können, hilft er mit Effekten nach: Hektoliter Blut, tonnenweise Hirnmasse, Eingeweide und Knochenpartikel fliegen in "300" mehr oder weniger konstant durch die Luft. Schließlich wird fast jeder der virtuell erschaffenen Krieger früher oder später im Schlachtengetümmel auf blutigste Art und Weise getötet. Das zumindest ist dann wieder historisch korrekt. Denn kaum einer der Spataner hat die Schlacht am Thermopylen-Pass überlebt.
Kritik: Das 116 Minuten lange Gemetzel ist moralisch bedenklich und historisch nicht immer korrekt. Trotzdem ist diese uralte Geschichte im hypermodernen Computerdesign beeindruckend.
Fazit: Optisch perfekte Umsetzung des gewaltverliebten Kult-Comics von Frank Miller - und leider genauso blutig und brutal.
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Und trotzdem, die Sage der 300 Spartaner, die solange die lebenswichtige Stellung hielten bis sie durch Verrat überwunden wurden, ist eine der Kriegssagen zu Heldenmut schlechthin. Und der Film scheint eine spannungsgeladene, gut geschnittene, hochmoderne Verarbeitung dieser Sage zu sein. Und zwar eine, die mich (im Gegensatz zu Pathfinder oder King Arthur (beim zweiten Mal ansehen fand ich da nämlich auch die Actioszenen nur noch mäßig)) gepackt hat. Ähnlich wie bei Troja - historisch zweifelhaft, die Story naja, aber die Kampfszenen wow! Und ehrlich gesagt, wenn die Erwartungen, die der Trailer weckt, erfüllt werden, dann ich der Film auch nicht schlechter als andere Comicverfilmungen, die auf reiner Phantasie beruhen.
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Mir geht es auch nicht um die historische Korrektheit oder sonst etwas philosophisches und auch ich mag gut gemachte Kampfszenen. Für mich hört sich aber die Beschreibung des Films danach an, als wäre es ein weitere Schritt der Abstumpfung der Menschen gegen Gewalt und Brutalität. Und das finde ich schade!
Gruß
Tufir