Die Spieler meiner Gruppen sind meistens immer sehr "grau" unterwegs. Das beinhaltet auch das Böse. Ich habe dazu mal einen Vergleich zwischen den verschiedenen Arten von Western angestellt (den könnte ich hier ja bei Interesse mal posten). Es gibt die Aalglatt-Western mit John Wayne, wo alle aussehen, als kämen sie frisch aus dem Kleiderschrank und dann gibt es den BadAss-Western wie zum Beispiel "Zwei glorreiche Halunken", wo die Darsteller dreckig, gierig und gnadenlos ihre eigenen Ziele verfolgen. Letzteres gehört zu meinen Lieblingssettings. Besonders bei Warhammer kann man das sehr gut ausspielen, da die zu ergreifenden Berufe eh schon stellenweise rabenschwarz sind: Leichendieb, Grabräuber, Foltermeister, Geldeintreiber, Pestarzt usw. Hinzu gesellt sich ein Humor, der schwärzer nicht sein könnte. Die Arten von Western habe ich für mich auf zwei Arten von Rollenspielen umgeschichtet: DSA / D&D = John Wayne und Warhammer / Conan = Spaghetti-Western.
Auf political correctness wird also bei uns wenig Wert gelegt. Die Gruppe wächst meistens erst nach langer Zeit und vielen zwischenmenschlichen Konflikten zusammen, was absolut gewollt ist. Dann aber ziehen alle an einem Strang und das kann richtig fiese Züge annehmen. Die Charaktere verfolgen in erster Linie ihre eigenen Ziele und gehen dabei auch über Leichen. Mit Dungeon-Crawl hat das nichts mehr zu tun.
Und zu der Frage ob wir schon mal eine komplett böse Kampagne gespielt haben: Ja, bei Warhammer haben die Spieler Vorzeigecharaktere des Chaos verkörpert, die eine ganze Armee von Anhängern um sich geschart haben. Sie haben gemordet, geplündert und vergewaltigt. Nach der Kampagne hatten sie aber auch genug vom reinen bösen Spiel, denn die Moral der Spieler war auf einem Tiefpunkt. "Ich weiß ja dass ich als Slaanesh-Anhänger vergewaltigen kann und darf, aber gefallen hat mir das als Spieler nicht", sagte einer meiner Spieler nach der Runde. Spaß hatte er also nicht dabei, als er den 84 jährigen Dorfältesten schändete. Verständlich.
Ich denke also, dass der Rahmen des bösen Spiels dennoch ziemlich klein ist, da er stellenweise massiv gegen unsere persönliche Ethik verstößt. Kollateralschäden sind soweit in Ordnung (Uppsi, da waren DOCH Kinder im Haus, welches ich grad angezündet habe?), wer aber gezielt losmarschiert um Kinder zu fangen um sie anschließend zu vergewaltigen, fliegt bei mir sofort aus der Gruppe. Das hat mit Rollenspiel nichts mehr zu tun.